Sonntag, 5. März 2017




Und so ging es persönlich weiter:


Transport:


Ich habe es geschafft, drei Wochen mieser Verkehr und keine Unfälle oder Verletzungen! Und nun bin ich endlich umgezogen und lebe in einem Appartement mit zwei Zimmern (mehr dazu unten). Mein Fahrrad liebe ich weiterhin sehr, und es musste auch nur einmal aufgepumpt werden. Das kann man hier bei Menschen an der Ecke tun, die meist für vorbeirollende Motorradfahrer Benzin in Colaflaschen, Öl oder eben Pressluft zur Verfügung haben. Der Mann der mir geholfen hat, hat sich zwar halb tot gelacht und mich für verrückt erklärt als ich auf mein Fahrrad zeigte, dann aber gnädig doch einen Adapter herausgeholt aus seiner Zauberkiste. Vermutlich habe ich ihn mit meinem charmanten Lächeln überzeugt.

Essen und Trinken:


Ich habe klein beigegeben und ertrage nun zumindest Fisch, entweder in irgendwelchen Suppen oder stark trocken oder gebraten. Anders kann man offenbar in Kambodscha nicht überleben. Natürlich nicht wenn ich selber koche oder Büffet herum steht. Ich habe mit den Kollegen verhandelt, sie haben mich gebeten mit meinem Gott darüber zu sprechen und zwingen mich zumindest nicht bewusst Fleisch zu mir zu nehmen. Das erspart mir Innereien, Insekten und anderes. Erklärt aber nicht warum sie „Bacon“ nicht für Fleisch halten wenn er um Anbraten genutzt wird – grins. Ich esse also öfter man drum herum.
Reis isst man in großen Mengen, was mich durchaus erfreut. Morgens kann man als kleine Zwischenmahlzeit ein wenig gekochte Süßkartoffeln, andere Kartoffelarten oder Taro essen, nach dem Mittag sind Früchte aller Art sehr beliebt. Komischerweise auch bittere oder in Salz eingelegt Früchte oder solche die einfach unreif schmecken, aber offenbar nie reifer als das werden usw. Man kann also mit gutem Recht behaupten, dass man in Kambodscha besonders in der Stadt zum 8er oder 12er mutiert (für nicht eingeweihte -> Frühgeborene werden alle 3 oder 2 Stunden gefüttert, also 8x oder 12x am Tag ;-))

"Komisches Obst mit Salz, winzige Frucht so groß wie eine Kirsche mit DREI Kernen, wo soll denn da bitte der Sinn sein?"
Auch die Getränke sind doch recht andersartig. Natürlich gibt es hier die Klassiker. Aber z.B. „Corn Limonade“ (also aus Mais gepresster Saft auf Eis) – ich war skeptisch, der Geschmack hat mich jedoch überzeugt. Dann trank ich Sarsi – was is’n das????
Ach so, na klar, die Früchte von Stechwinden. Soll gut gegen „Lustseuche“ sein, sagt das Lexikon – na, da bin ich aber froh!


Die Angewohnheit kostenfrei gekühlten oder heißen grünen oder Jasmintee zum Essen zu servieren, finde ich hingegen toll und hilfreich.


Aus Arbeit bekomme ich immerhin heißes Wasser für löslichen Kaffee. Aus irgendeinem Grund haben meine Kollegen schon festgestellt, dass ich gerne Kaffee trinke – wie sie wohl dahinter gekommen sind  -  grübel….



Wohnen:


JUBEL, ich wohne endlich. Nicht daß das Green Mansion schrecklich gewesen wäre, im Gegenteil. Auch der Umgebungslärm ist nirgends wirklich anders.




Beispiel 1. Wohnort:
Nacht Nr. 1 =  2 Uhr Nachts Katzenkampf über 2 Stunden
Nacht Nr. 2 = Hochzeit drei Straßen weiter, Beschallung bis morgens um 4 Uhr
Nacht Nr. 3 = telefonierender Mann vor dem Fenster bis 1 Uhr
Nacht Nr. 4 = nur der übliche Nachtvogel der so und so immer um 3-4 Uhr monstermäßig rum blökt – keine Ahnung wie das Vieh aussieht
Nacht Nr. 5 = 2 Uhr Nachts Anruf des Kollegen aus Deutschland, der vergessen hat, dass es eine Zeitverschiebung gibt (ich nenne aus Freundlichkeit mal KEINEN NAMEN)
Nacht Nr. 6 = schon wieder der sch… Gecko mit seinen komischen Rufen https://www.youtube.com/watch?v=EI67Uwp18dc


usw.


Beispiel neue Wohnung: 
5 Uhr morgens = ALLE AUFSTEHEN, im Park ist Fitness angesagt, natürlich zu Musik
6 Uhr morgens = Beginn auf der Baustelle nebenan, Auswahl zwischen Hämmern und Kreissäge


Dafür wohne ich jetzt mit Familienanschluss. Der Vermieter ist der ehemalige Leiter der ICU. Er wurde soeben pensioniert. Er hat eine Privatklinik, wie alle Professoren. Und ich wohne darin – abgefahren, oder? Also er wohnt mit seiner Frau in der 7. Etage, seine Tochter mit Ehemann und Zwillingen wohnen in der 6. Etage, und ich wohne nun ganz alleine auf der 5. Etage. Es sollen aus den ehemaligen Krankenzimmern noch mehr Wohnungen entstehen, aber meine ist die Erste. Und da ich gerade frisch eingezogen bin obwohl noch nicht alles fertig war, wird noch ein wenig geübt und improvisiert– so finden sich neben üblichen Einrichtungsgegenständen auch dieser neckische Nachttisch -


ja, ganz richtig, das ist eine Plastikversion eines Krankenhaus Nachtschränkchens – ha, ha, ha. Ich habe herzlich gelacht und mich über so viel Einfallsreichtum gefreut.

















Anbei mein neues Haushaltsequipment. 
Ich bin sehr dankbar,
dass mein Wischmop nicht ROSA ist…



Mein erstes Wochenende und ich habe bis um 5 Uhr exzellent und ruhig geschlafen habe:
  • Freitags Abends: ich frage den Verwalter, ob ich vielleicht bei der nächsten Wasserlieferung mitbestellen kann, ich bekomme eine Kiste mit 24 Falschen zu einem ½ Liter hoch gebracht.
  • Samstags Morgens: SMS der Tochter des Professors, ob ich Unterstützung im Finden von Supermarkt und Wochenmarkt brauche.
  • Samstags Vormittags: der Professor kommt und überwacht, dass die Küchenschränke und die Schrankzeile korrekt aufgestellt werden.
  • Samstags Nachmittags: die Reinemachekraft vom Krankenhaus kommt und reinigt nach den Schreinerarbeiten den Boden.
  • Sonntags Vormittags: der Schwiegersohn bringt einen neuen Esstisch, man hat befunden der bestehende wäre zu klein für vier Personen.
  • Sonntags Mittags: die Stationsleitende Schwester aus meinem Krankenhaus ruft an um zu fragen ob ich etwas brauche oder ob sie mit mir Einkaufen fahren soll.
  • Sonntags Nachmittags: die Tochter und Mutter bzw. Ehefrau des Professors kommen um mir zwei Teller, Gabel und Löffel, sowie Scheidemesser zu bringen, erneut bekomme ich eine Schale mit ganz viel Obst.
Also ich glaube, ich werde perfekt versorgt… ;-)



Sprache


Ich habe meine ersten Khmer (Kambodschanische Sprache) Stunden hinter mich gebracht. Ganz zufällig fand ich zu dieser Schule, bei der ich offenbar auch noch mit meinen genommenen Stunden ein Behindertenprojekt unterstütze. Es fahren dort  ‘ne Menge Menschen mit Rollstuhl herum. Genaueres, wenn ich länger dort bin. Momentan arbeiten wir online. Sollte ich dann endlich auch Moped fahren können, kann ich abends dort zum Unterricht gehen, denn ich will auch schreiben und lesen lernen.


Von den Kollegen sprechen nur eine Handvoll wirklich vernünftiges Englisch, der Rest behauptet er spricht Französisch und Englisch mit mir über die Fälle. Was aber am Ende ein lustiger Mix aus Khmer und Französischen Fachwörtern ist, sowie vereinzelte englische Wörter. Das Fachfranzösisch verstehe ich und kann auch die Berichte lesen nur der Austausch ist mager… Auch würde ich gern die Verordnungsblätter besser verstehen, als mir von allem Übersetzungen anzufertigen. Ich halte Euch weiter auf dem Laufenden.

Ausflug


Letztes Wochenende habe ich mit einem deutschen Kollegen einen tollen Ausflug unternommen. Da ich ihn nicht gefragt habe, ob er hier als Namen auftauchen will, lasse ich mal Details unerwähnt.


Mal abgesehen von den 400 Stufen ohne Normgröße bei 36°C war es ein extrem schöner Tag, wir sind gemeinsam im Tuk-tuk hinausgefahren haben uns diese ziemlich alten Steine einer ziemlich alten Pagode angesehen, von dem Hügel in die Ferne geschaut und ich war froh mal nichts medizinisches Denken zu müssen. Der Ort heißt Phnom Chisor für alle Interessierten zum Nachlesen (Achtung kurze geschichtliche Anmerkung:  er wurde im 11. Jahrhundert auf Veranlassung von König Suryavarman I. (reg. 1002 bis 1049) errichtet und später vielfach erweitert und renoviert. Ursprünglich hieß der Tempel Suriyaparvata ("Berg des Surya", des Sonnengottes der Hindus) und war Shiva und Vishnu gewidmet -> das kann man an den Reliefs noch gut erkennen). Leider ist viel zerstört worden durch einen US-Amerikanischen Bombenangriff 1973, dennoch hat es Spaß gemacht an diesem ruhigen und beschaulichen Ort zu verweilen. Nicht allein weil es so gut wie keine ausländischen Touristen gab und nur wenige Kambodschaner. Nach einem kleinen Abstecher an den Tonle Bati (einem Ausflugssee, an den man fährt um in lustigen Stelzenhäusern zu picknicken) rundeten wir den Abend mit einem leckeren gepflegten kambodschanischen Essen in einem schönen Restaurant ab. Okay, ich gestehe es, ich war komplett platt am Abend als ich ins Bett fiel!



Ich habe die Stufen nicht gezählt!

Belohnung durch Ausblick

Buddha bewacht durch zwei Elefanten,
die müssen früher irgendwie dünner gewesen sein...






Wer sich mit indischen Tempeln auskennt, erkennt sicher viele Dinge wieder
Ja, die Steine wurden tatsächlich so abgestützt,
man sollte nur nicht darauf herumklettern sagten die Schilder -
hatten wir auch nicht vor

Klassische Hausbauweise auf Stelzen

Picknickmöglichkeit am See

Es wird Zeit, dass der Monsun kommt





2 Kommentare:

  1. Maya! Ganz toller Blog!
    Verfolge jeden Beitrag und freue mich über jeden weiteren.
    Mich als Kinderchirurgen interessieren natürlich die medizinischen Beiträge, aber gerne höre ich noch mehr über die kulinarischen Besonderheiten!

    Liebe Grüße,

    Lars

    AntwortenLöschen
  2. Zur schlaflosen Nacht Nr.5 - hmm, wer hätte der Kollege sein können..? wie schlau muss man für so was sein ;)

    (unbekannter Kollege)

    AntwortenLöschen