Sonntag, 5. März 2017




Sehr persönlich:

Es ist schon merkwürdig und so langsam glaube ich es muss doch Karma oder so was sein. Die, die mich schon länger kennen, wissen diese Vorgeschichte. Immer wenn ich eine neue Stelle anfing gab es etwas was meine direkten Kollegen schwer im Schicksal traf. Es wäre etwas vermessen anzunehmen, das hinge irgendwie mit mir zusammen. Tatsächlich passieren täglich viele Schicksale mit tragischem Ausgang. Aber sei  es der Hirntumor meines Oberarztes, der Schwangerschaftsverlust der Kollegin, das Aneurysma mit Krampfanfall der schwangeren Ehefrau meines Kollegen. Eben alles Dinge die einen nicht kalt lassen auch wenn man nicht selber betroffen ist. Nun hat das Schicksal aber weit schlimmer zugeschlagen und bin ich bin sehr traurig.


Ich nehme an es liegt an der Art der Begegnung, warum es Menschen gibt die ohne Umschweif Spuren im Herzen des Anderen hinterlassen, auch wenn man nur einmal mit Ihnen zu Abendbrot aß.

Ich habe gleich am ersten Ankunftstag eine liebe Kollegin kennengerlernt, die indirekt für die GIZ an unserem Mutter-Säugling-Gesundheitsprogramm arbeitet. Sie ist Inderin, in Singapur aufgewachsen und leidenschaftliche Gynäkologin, lebte vor allem in Australien  und hat zuletzt genauso leidenschaftlich Gynäkologie unterrichtete. Ich nenne hier keinen Namen, weil ich nicht weiß ob es ihr recht wäre. Sie ist über 60 Jahre, ebenso ihr liebenswürdiger Mann Patrick, der aus Australien stammt, Ingenieur von Beruf war und klar erklärter Rugby und Cricket Fan bleibt. Beide hatten einen grippalen Infekt und fiesen Husten waren aber schon auf dem Weg der Besserung. Am zweiten Freitag meines Lebens in Kambodscha hatte ich die unglaubliche Freude mit Beiden in einem stilechten KLEINEN indischen Restaurant essen zu gehen. Er wird geleitet von Indern aus Kerala, die Region aus der meine Kollegin stammt. Beide gehen jeden Freitagabend dahin, man kann ungeniert ganz indisch mit den Händen essen, es gibt ganz indisch ein Waschbecken im Gastraum, der Chai ist stark und würzig und die Dosas sind einfach nur ein Traum. Es war so familiär dort mit den Beiden zu sitzen, sich über unsere Leben auszutauschen, über Indien, Australien und das vereinte Deutschland. Es war auch ein wenig Heimat, weil ich dort mit all den Indern um uns herum merkte, dass mir Indien während meiner Zeit in Deutschland irgendwie gefehlt hatte. Es war vielleicht ein wenig wie unter richtigen Freunden, obwohl wir uns erst wenige Momente lang kannten, 5 Tage später war Patrick tot….


Er starb nach einem Hustenanfall vermutlich an einem heftigen Herzinfarkt. Man kann Schicksal einfach nicht verstehen. Die beiden waren ein tolles Paar, sie hatten erst spät im Leben geheiratet, waren sich spät begegnet. Jeder für sich ein ganz besonderer Mensch! Und nur eine Woche nach unserem Treffen fand ich mich bei einer christlichen Trauerfeier am Sarg in ihrem gemeinsamen Haus umringt von Indern, Kambodschaner, Engländern, Deutschen, Australiern etc. Anschließend wurde der Leichnam nach Buddhistischer Tradition zu Pagode gebracht und nach entsprechenden Zeremonien verbrannt. Seien Asche wird bei seiner Frau bleiben bis sie nach Australien zurückkehrt.


Bei aller Traurigkeit war der Zusammenhalt der indischen und kambodschanischen Freunde sehr eindrücklich, es tröstete mich zu sehen, dass meine Kollegin nicht allein ist. Auch wenn der Schmerz um den Verlust nicht getröstet sein kann. Patrick selber wird im Himmel mindestens genauso viel Freundlichkeit, Zuwendung und Liebenswürdigkeit versprühen wir hier. In Memoriam sein Lieblingslied, was hier weit schöner gesungen wird als wir es wohl zum Abschied taten.
https://www.youtube.com/watch?v=XcJ15bbShWc

1 Kommentar:

  1. Trotz oder gerade wegen der Tragik, die dem Ereignis innewohnt, eine sehr schöne Vorstellung, dass Patrick im Himmel (oder wo auch immer wir später landen) die gleiche Freundlichkeit versprüht wie hier. Und Du, Maya, als Unglücksbotin? Unvorstellbar, unmöglich.

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