Wer hätte gedacht, dass man täglich dazulernen kann – es
empfiehlt sich hierfür ein Ortswechsel
Surreal:
Wir beginnen heute mal mit dem 08.03.2017 – ja genau, dem
internationalen Frauentag.
Kennt Ihr nicht? Kein Wunder, Ihr musstet ja arbeiten.
Ich hingegen hatte frei.
Na gut, ich ging trotzdem zur Arbeit, aber mehr aus Neugierde. Ich wollte wissen
was an Feiertagen dort so abläuft. Aber da auf diese Seite nichts von Arbeit
berichtet werden darf nur so viel, der Kollege hat extra für die Schwestern
Pizza bestellt weil Internationaler Frauentag war.
An demselben Tag abends tauchte ich in eine für mich andere/ neue Welt ein. Es kam mir vor als ob ich ins Koloniale Indien versetzt wurde. Wie es dazu kam:
Offenbar läuft alle 14 Tage in dem berühmten Raffles Hotel in der Nicht-Regen-Zeit Freiluft Kino
im Garten. Nun fiel dieser Tag auf den Internationalen Frauentag und es wurde
ein echter Frauenklassiker gezeigt -> Dirty Dancing. Die Chefin vom Büro
hatte uns informiert und Plätze reserviert und so fand ich mich pünktlich ein.
Da ich zu früh war, riet man mir vom Hotel welches eben jenen kolonialen Charme
versprühte, in der Elephant Bar noch ein wenig auszuruhen bevor es losginge.
Gesagt getan und so fand ich mich an der Theke wieder bei einem Bierchen. Im
Nachhinein brauchte ich diese Droge vermutlich auch um nicht völlig irritiert
zu sein bei dem „noblen“ Trubel um mich herum. Die Bar selber ist einfach nur
schön, wäre sie ruhig und beschaulich wäre sie sicher noch schöner (die
Engländer wussten schon warum sie diese Herrenclubs mit Schweigestunden
hatten - wo ich das gerade schreibe –
okay, okay sehr widersprüchlich einerseits den Internationalen Frauentag hoch
zu loben und andererseits von elitären „alte Säcke Clubs“ beeindruckt zu sein –
ich gestehe meine Unlogik!). Ich muss schon sagen, der Film in dieser Kulisse
hat richtig Spaß gemacht. Ich habe ihn auch seit den 80er Jahren nicht mehr
gesehen. So lag ich denn also mit einem Cocktail und genügend Wasser zum
Trinken auf einer dieser gemütlichen Liegen im dunklen Hotelgarten neben dem
Pool und genoss einfach nur den Abend. Surreal wurde es dann auf der Heimfahrt
mit meinem persönlichen Lieblings-Tuk-Tuk Fahrer Somonin als ich an Straßenkindern
und Müllsammlern vorbei fuhr (wer das Gefühl erleben will, sollte einfach mal
durch Essen Bredeney – Villenviertel Schlendern, rasch ins Auto steigen und in
Essen Kray Nord wieder aussteigen und weiter schlendern. Nur bitte nicht zu
provokant kucken ;-).
Ich sag ja, unsere Welt ist verrückt! Und wir sind alle
ein Teil davon….
Verkehr:
Ich muss gestehen, ich vermisse ein wenig den vielen
Verkehr am Morgen. Denn nun muss ich lediglich 10 Minuten mit dem Fahrrad
radeln und kann auch noch Abkürzungen nehmen. Somit verpasse ich tolle
Fahrkonstruktionen, denn es ist ja nicht so als ob man nicht seinen halben
Haushalt auf dem Motorrad transportieren kann, eine ganze Familie oder wie
neulich gesehen ein Doppelbett (ja, ihr habt richtig gelesen). Anbei ein paar
Bilder aus dem Netz, die stellvertretend dafür stehen, was ich hier täglich
sehen kann – TOLL!
Endlich weiß ich auch warum Somonin sich etwas gewundert
hat, dass ich bei meinem Umzug im Tuk-Tuk nicht auch noch mein Fahrrad mit in
das Gefährt gequetscht habe (ich Dummerchen, das hätte ja locker reingepasst mit
zwei Koffern, drei großen Pakten und 4 Plastik Tüten).
Es passen x kambodschanische Kinder in ein Tuk-Tuk |
aber nur 4 Ausländer :-) |
Essen:
Ich habe gelernt wie man mit einer kleinen Schüssel
gedacht für eine Person Salat für 5 Personen holen kann. Hier sehr ihr die
Version für zwei Personen. Souguech
meine Lieblingsärztin hat mir jedoch versichert es sei kein Problem das Ganze
auf 5 Personen auszuweiten. Warum die „Pizza Company“ allerdings ihren Preis
für eine kleine Salatschüssel von 0,99 US$ auf 2,95 US$ erhöht hat, kann ich mir
bei dieser Methode beim besten Willen nicht vorstellen – lach.
Ich muss gestehen, ich war beeindruckt
|
Weitere Geschichten rund ums Essen beim nächsten Mal.
Haushalt:
Ich hatte ja schon erwähnt, dass ich in ein Krankenhaus
gezogen bin mit Familienanschluss.
Mein zweites Wochenende sah etwa so aus:
Ich versuchte gerade einen Bericht für den Direktor des
Krankenhauses fertigzustellen, ebenso wie eine Dokumentation und einen
Lehrplan. Alle 5 Minuten erreichten mich jedoch Messenger Nachtrichten meines
Vermieters. Es begann damit, ob ich gut geschlafen habe in meinen Räumen, ob
alles gut läuft, dass ich mich melden solle bei Ihm, seiner Tochter oder den
Mitarbeitern wenn es Sorgen gäbe, was ich in meiner Freizeit mache, wann ich
normalerweise Essenzeiten habe an den Tagen an denen ich arbeite und den Tagen
an denen ich frei habe…
Ihr fragt Euch jetzt sicher ob ich das nicht eher
aufdringlich fand. Aber tatsächlich war alles ausgesprochen höflich und echter
Sorge geschuldet. Warum er das mit dem Essen und den Hobbies wissen wollte?
Offenbar wollen wir alle mal einen Familienausflug machen (die Frage ob ich
Shopping, Strand oder Countryside bevorzuge, beantwortete ich mit …. – dürft
ihr selber erraten, ich will ja nicht, dass Ihr beim Lesen einschlaft).
Eine sehr lustige Frage: „Ich habe Leute sagen gehört,
Sie essen nur Pflanzen und Fisch, aber kein Fleisch, wirklich, kein Fleisch?“
Meine Antwort: „In der Tat, ich esse sogar nicht mal Fisch, weil ich gar kein
Lebewesen esse. Es ist mir wichtig. Aber in Kambodscha kann man leider nicht
anders überleben, wenn man auswärts ist. Tut mir Leid Ihnen solche Sorgen zu
bereiten.“ (Diesen Dialog kann man übrigens auch toll als Lehrbeispiel asiatischer
Kommunikation werten :-))
Die Antwort kam prompt. Am selben Tag bekam ich Spinat
ähnliche Pflanzen vom Anbau auf dem Dach, absolut Pestizid frei (die Auto und
Motorrad Abgase bleiben sicher unter der 7. Etage). Am Abend brachte mir das
Hausmädchen dann ein frisch zubereitetes warmes Omelett mit Bitter Courd fein
geraspelt. Also, wenn das Mal nicht Glück ist!
Einen Tag später kam dann der Vorschlag ich könnte gerne
auch selber Pflanzen anbauen. Er würde mir die Sachen vorbereiten. Seit gestern
nun habe ich zwei Pflanzkästen auf dem Minibalkon und habe auch schon nach Messenger
Anleitung gesät. Nun wässere ich brav jeden Morgen und jeden Abend indem ich
auf den Balkon klettere -> bei 35 °C auch erforderlich (nein, nicht das
Klettern, das Wässern).
Ich bin schwer beeindruckt und bei so viel Freundlichkeit
und Fürsorge auch ein wenig beschämt.
Mein treuer Begleiter |
Es ist immer wichtig einen neckisches Tischbesenset
zu besitzen!
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So ihr kleinen Samen, nun könnt ihr wachsen.... |