Montag, 20. März 2017


Wer hätte gedacht, dass man täglich dazulernen kann – es empfiehlt sich hierfür ein Ortswechsel


Surreal:

Wir beginnen heute mal mit dem 08.03.2017 – ja genau, dem internationalen Frauentag.

Kennt Ihr nicht? Kein Wunder, Ihr musstet ja arbeiten. Ich hingegen hatte frei.

Na gut, ich ging trotzdem zur Arbeit,  aber mehr aus Neugierde. Ich wollte wissen was an Feiertagen dort so abläuft. Aber da auf diese Seite nichts von Arbeit berichtet werden darf nur so viel, der Kollege hat extra für die Schwestern Pizza bestellt weil Internationaler Frauentag war.

An demselben Tag abends tauchte ich in eine für mich andere/ neue Welt ein. Es kam mir vor als ob ich ins Koloniale Indien versetzt wurde. Wie es dazu kam:

Offenbar läuft alle 14 Tage in dem berühmten Raffles Hotel in der Nicht-Regen-Zeit Freiluft Kino im Garten. Nun fiel dieser Tag auf den Internationalen Frauentag und es wurde ein echter Frauenklassiker gezeigt -> Dirty Dancing. Die Chefin vom Büro hatte uns informiert und Plätze reserviert und so fand ich mich pünktlich ein. Da ich zu früh war, riet man mir vom Hotel welches eben jenen kolonialen Charme versprühte, in der Elephant Bar noch ein wenig auszuruhen bevor es losginge. Gesagt getan und so fand ich mich an der Theke wieder bei einem Bierchen. Im Nachhinein brauchte ich diese Droge vermutlich auch um nicht völlig irritiert zu sein bei dem „noblen“ Trubel um mich herum. Die Bar selber ist einfach nur schön, wäre sie ruhig und beschaulich wäre sie sicher noch schöner (die Engländer wussten schon warum sie diese Herrenclubs mit Schweigestunden hatten  - wo ich das gerade schreibe – okay, okay sehr widersprüchlich einerseits den Internationalen Frauentag hoch zu loben und andererseits von elitären „alte Säcke Clubs“ beeindruckt zu sein – ich gestehe meine Unlogik!). Ich muss schon sagen, der Film in dieser Kulisse hat richtig Spaß gemacht. Ich habe ihn auch seit den 80er Jahren nicht mehr gesehen. So lag ich denn also mit einem Cocktail und genügend Wasser zum Trinken auf einer dieser gemütlichen Liegen im dunklen Hotelgarten neben dem Pool und genoss einfach nur den Abend. Surreal wurde es dann auf der Heimfahrt mit meinem persönlichen Lieblings-Tuk-Tuk Fahrer Somonin als ich an Straßenkindern und Müllsammlern vorbei fuhr (wer das Gefühl erleben will, sollte einfach mal durch Essen Bredeney – Villenviertel Schlendern, rasch ins Auto steigen und in Essen Kray Nord wieder aussteigen und weiter schlendern. Nur bitte nicht zu provokant kucken ;-).

Ich sag ja, unsere Welt ist verrückt! Und wir sind alle ein Teil davon….





Verkehr:

Ich muss gestehen, ich vermisse ein wenig den vielen Verkehr am Morgen. Denn nun muss ich lediglich 10 Minuten mit dem Fahrrad radeln und kann auch noch Abkürzungen nehmen. Somit verpasse ich tolle Fahrkonstruktionen, denn es ist ja nicht so als ob man nicht seinen halben Haushalt auf dem Motorrad transportieren kann, eine ganze Familie oder wie neulich gesehen ein Doppelbett (ja, ihr habt richtig gelesen). Anbei ein paar Bilder aus dem Netz, die stellvertretend dafür stehen, was ich hier täglich sehen kann – TOLL!

Endlich weiß ich auch warum Somonin sich etwas gewundert hat, dass ich bei meinem Umzug im Tuk-Tuk nicht auch noch mein Fahrrad mit in das Gefährt gequetscht habe (ich Dummerchen, das hätte ja locker reingepasst mit zwei Koffern, drei großen Pakten und 4 Plastik Tüten).




Es passen x kambodschanische Kinder in ein Tuk-Tuk

aber nur 4 Ausländer :-)


Essen:

Ich habe gelernt wie man mit einer kleinen Schüssel gedacht für eine Person Salat für 5 Personen holen kann. Hier sehr ihr die Version für zwei Personen. Souguech meine Lieblingsärztin hat mir jedoch versichert es sei kein Problem das Ganze auf 5 Personen auszuweiten. Warum die „Pizza Company“ allerdings ihren Preis für eine kleine Salatschüssel von 0,99 US$ auf 2,95 US$ erhöht hat, kann ich mir bei dieser Methode beim besten Willen nicht vorstellen – lach.
Ich muss gestehen, ich war beeindruckt

Weitere Geschichten rund ums Essen beim nächsten Mal.

Haushalt:

Ich hatte ja schon erwähnt, dass ich in ein Krankenhaus gezogen bin mit Familienanschluss.
Mein zweites Wochenende sah etwa so aus:

Ich versuchte gerade einen Bericht für den Direktor des Krankenhauses fertigzustellen, ebenso wie eine Dokumentation und einen Lehrplan. Alle 5 Minuten erreichten mich jedoch Messenger Nachtrichten meines Vermieters. Es begann damit, ob ich gut geschlafen habe in meinen Räumen, ob alles gut läuft, dass ich mich melden solle bei Ihm, seiner Tochter oder den Mitarbeitern wenn es Sorgen gäbe, was ich in meiner Freizeit mache, wann ich normalerweise Essenzeiten habe an den Tagen an denen ich arbeite und den Tagen an denen ich frei habe…

Ihr fragt Euch jetzt sicher ob ich das nicht eher aufdringlich fand. Aber tatsächlich war alles ausgesprochen höflich und echter Sorge geschuldet. Warum er das mit dem Essen und den Hobbies wissen wollte? Offenbar wollen wir alle mal einen Familienausflug machen (die Frage ob ich Shopping, Strand oder Countryside bevorzuge, beantwortete ich mit …. – dürft ihr selber erraten, ich will ja nicht, dass Ihr beim Lesen einschlaft).

Eine sehr lustige Frage: „Ich habe Leute sagen gehört, Sie essen nur Pflanzen und Fisch, aber kein Fleisch, wirklich, kein Fleisch?“ Meine Antwort: „In der Tat, ich esse sogar nicht mal Fisch, weil ich gar kein Lebewesen esse. Es ist mir wichtig. Aber in Kambodscha kann man leider nicht anders überleben, wenn man auswärts ist. Tut mir Leid Ihnen solche Sorgen zu bereiten.“ (Diesen Dialog kann man übrigens auch toll als Lehrbeispiel asiatischer Kommunikation werten :-))

Die Antwort kam prompt. Am selben Tag bekam ich Spinat ähnliche Pflanzen vom Anbau auf dem Dach, absolut Pestizid frei (die Auto und Motorrad Abgase bleiben sicher unter der 7. Etage). Am Abend brachte mir das Hausmädchen dann ein frisch zubereitetes warmes Omelett mit Bitter Courd fein geraspelt. Also, wenn das Mal nicht Glück ist!

Einen Tag später kam dann der Vorschlag ich könnte gerne auch selber Pflanzen anbauen. Er würde mir die Sachen vorbereiten. Seit gestern nun habe ich zwei Pflanzkästen auf dem Minibalkon und habe auch schon nach Messenger Anleitung gesät. Nun wässere ich brav jeden Morgen und jeden Abend indem ich auf den Balkon klettere -> bei 35 °C auch erforderlich (nein, nicht das Klettern, das Wässern).

Ich bin schwer beeindruckt und bei so viel Freundlichkeit und Fürsorge auch ein wenig beschämt.

Mein treuer Begleiter

Es ist immer wichtig einen neckisches Tischbesenset
zu besitzen!

So ihr kleinen Samen, nun könnt ihr wachsen....





Medizinischer Alltag … oder “nur nicht ausrasten“



Es verschlägt einem schon manchmal die Sprache wie hier Medizin betrieben wird. Und leider muss man sagen, dass es nicht selten eine fatale Mischung aus fehlendem Material, Nichtwissen und absoluter Selbstgefälligkeit ist.


So musste ich doch erleben, dass wir (also der nette Kollege, der vor 8 Jahren in Frankreich eine ordentliche Ausbildung zum Neonatologen genossen hat und ich) ein Kind 36;6 SSW mit ordentlich „wet lung“ begutachtet habe, es von uns untersucht wurde und eine Therapieempfehlung bekam. Man hatte bereits eine antibiotische Therapie begonnen da man eine angeborene Pneumonie (Lungenentzündung)  befürchtete. Ich habe es so stehen lassen, man kann da Zeug ja durchaus nach 48 Stunden absetzen. Der Jungspunt der drei Stunden später auf das Kind losgelassen wurde (ich musste an dem Nachmittag zum Büro zwecks Sitzung) hatte allerdings beschlossen daraus eine Sepsis mit Meningitis zu machen – häääääää????

Begründung: es war berührungsempfindlich und unruhig. Ja, wäre ich als Baby wohl auch wenn ich keine Luft bekomme und das blöde CPAP nur so leidlich hilft, weil die Maschine k... ist.

Also hat er mal fröhlich in den Rücken gestochen ohne Not noch ein drittes Antibiotikum eingeführt und fühlt sich auch noch voll berechtigt im Glauben alles richtig gemacht zu haben.


Und keiner weit und breit der Lust hat das Ganze zu besprechen oder zu hinterfragen. Viel wichtiger ist, dass wir festgestellt haben es handelt sich um ein VIP Baby, weil es mit irgendeiner wichtigen Person in Phnom Penh verwandt ist. Ist ja genauso schlimm wie bei uns...


Ich versuche nicht zu viel um die einzelnen Individuen zu kämpfen, sonst würde ich vielleicht immer mal wieder weinen müssen. Das klingt sehr hart, geht aber nicht anders. Die mich gut kenne, wissen wie hart es für mich ist ein Kind aufgeben zu müssen oder den Eindruck zu haben, jemand kümmert sich nicht aus welchen Gründen auch immer.

Aber eine Strukturänderung hier rein zu bringen...  -> wir werden sehen


Die jungen Ärzte sind immerhin sehr gewillt Neues zu lernen, mit Ihnen mache ich viel „Bedside Teaching“. Wir sprechen eine lustige Mischung aus Khmer, Französisch und Englisch. Wobei sie offenbar besser Englisch lesen können als es zu verstehen oder zu sprechen.

Ich habe einen Lehrplan eingereicht, werde mir aber doch einen Dolmetscher suchen, sonst ist die ganze Mühe zu 2/3 umsonst.

Ausserdem habe ich einen Dokumentationsbogen mit Hilfe von – na? wer weiss es? Ja genau, mit Hilfe von NIQ erstellt (ich sehe ungläubige Gesichter). Sehr reduziert und erstmal auf Papier – es hat zwar jeder ein modernes Handy aber es sind so gut wie keine Computer auf den Stationen. Nun arbeite ich an einem Online Formular damit wir wenigstens mal dokumentieren, was wir so täglich vollbringen. Ich war doch recht nachdenklich, als ich feststellen musste, dass im Vorzeigekrankenhaus von Beat R. immerhin 30 % der Kinder um 28-30 SSW und darunter versterben.


Heute habe ich ganz basal mit Perzentilen begonnen – lapidarer Kommentar des Oberarztes der vorübergehend die Leitung der ICU innehat: „Oh, so was hatten wir mal. Wo diese Blätter dann hin sind, weiss ich allerdings auch nicht. Wieso hast Du die denn selber kopiert, das kann das nächste Mal die Schwester machen.“- Jetzt ehrlich????

Zu meiner persönlichen Freude haben sich die jungen Ärzte jedoch sogleich daran gemacht diese für alle Babies auszufüllen – geht doch! Welch‘ Überraschung:  unsere drei 29- 30. SSW haben nicht genug zugenommen. ANDERERSEITS: schlechter als in meiner letzten Arbeitsstelle waren sie jedoch auch nicht. Und ich habe kein MCT oder Protein oder FM!!!!


Traurig stimmen mich jedoch meine neurologischen Babies. Das Zwillingsmädchen (Bruder siehe unten) musste reanimiert werden nach schwerer Apnoe am 2. Lebenstag.


Zustand als ich dazu kam – Beutel funktioniert, leider aber nicht angeschlossen, vermutlich war sie schon so tief in ihrer Sättigung über 2-3 Minuten, Herzfrequenz schrabbte auf 50-60/min. herum, hat lange gebraucht sich zu erholen, ich habe den Vorschlag CPAP anschließend auszuprobieren abgelehnt, sie war also vorher spontanatmend mit Sauerstoffbrille so 2-4 Liter, oh dear, arme Augen, ach so, ich habe ja gar keinen Augenarzt, Intubation = meine erste orale bei 30 SSW unproblematisch, wie bitte? wir schneiden den Cuff um den Tubus herum ab, damit wir Tuben ohne Cuff haben - ist jetzt nicht Euer Ernst, kommt nicht in die Tüte, dann brauche ich mich ja nicht wundern wenn die Intubierten aus dem Tubus bluten.


Ich war voller Stolz, dass wir sie drei Wochen durchgebracht haben, trotz Ventrikelblutung bds. und die Kleine sich richtig berappelt hat und sogar gut extubiert werden konnte (Ihr Papa musste auch nur schlappe 48 Stunden beuteln, dann kam sie an die Maschine). Nur jetzt habe ich einen fiesen Hydrocephalus vor mir und keine Hilfe weit und breit. Mein Vorschlag, dann müssen wir eben „old school“ lumbalpunktieren, wurde aus Angst vor Infektion nur ein einziges Mal durchgeführt, jetzt warten wir und warten und warten – auf was, keine Ahnung.... Es gibt wohl ein Krankenhaus, dass auch VP-Shunts legt. Aber welches Krankenhaus genau und wieviel Kilogram. Keine Ahnung, warum sollten wir da nachfragen? Lieber stehen wir ein wenig ratlos herum. Ich könnte .... siehe ganz oben....

Die Eltern natürlich bitter arm, schauen mich weiterhin dankbar an – wofür? Ich fühle mich hilflos und traurig.
Prof. Ludwig wo bist Du????


Das Outcome weiterer Wochen im „Land der/s Wunder/ns“:
  • 4 Monate schwere Lobärpneumonie hat unsere Behandlung nebst Beatmung über 2 Wochen überlebt und ist heim gegangen
  • Frühgeburt der 32 SSW mit Ikterus und Trinkschwäche – gesund, heimgegangen
  • 4 Wochen alt, schwere Hemisphärische Blutung und IVH auf der anderen Seite, ganz sicher kein Trauma oder Misshandlung, Ursache unklar (Vitamin K Mangelblutungen kommen aber offenbar oft vor) – nicht mehr komatös, atmet eigenständig, trinkt mässig, schwere Behinderung zu erwarten, ist aber um Hydrocephalus herum gekommen
  • Inzwischen 6 Wochen alt nach schwerer Asphyxie und Z.n. Aspirationspneumonie – hat überlebt, weiterhin kaum wach, trinkt im Halbdämmerzustand, braucht noch etwas Sauerstoff, bereits jetzt erkennbar ausgeprägte Behinderung
  • Kleines Zwillingsmädchen wie oben beschrieben – über den Ausgang kann ich nur spekulieren
  • Ihr Bruder hält sich toll, hatte aber auch schon drei Beatmungspflichtige Apnoen durch, PVL zumindest zu befürchten
  • 28-29. SSW Mädchen, 14 Tage beatmet, schlapp im Tonus, bisherige Entwicklung in 3 Wochen eher unbefriedigend, aber immerhin atmet sie allein, braucht noch eine Spur Sauerstoff, nur das Trinken klappt so mäßig, es kommt aber so langsam – ja ich weiß, bei uns trinken alle erst SPÄTER – hier aber nicht
  • Unklares Syndrom, komische Ohren, Echo okay, plötzliche Atempause in der Nacht – da wir wohl doch nicht so toll reanimieren können, gestorben an respiratorischem Versagen, falls es stimmt
Warum ich es  „Land des Wunderns“ nenne? Das habe ich von einer Kambodschanischen ärztlichen Kollegin erfahren. Ihre Ausage: „Unser Land heisst so und wird so genannt, weil wir uns immer über alles wundern, als sei es das erste Mal.“ – schmunzel – könnte Stimmen und passt gut in meinen Alltag, was mein Ihr?

Mein Alltag:


Und so sieht es aus, wenn wir wie immer offen absaugen, das machen hier die Ärzte




Und so sieht es aus wenn wir die Druckluftflasche wechseln. Hier hilft ein
engagierter Vater dem jungen Arzt.




Manchmal muss der Consultant dann aber doch auch mal was selber machen.



Mein Schreibtisch, nein nicht der Linke! Okay, ich hätte das
T-Shirt mal ordentlicher da hin hängen können, wollte aber
gerade gehen und zog mich um. Und zum Glück sieht man ja
die riesige Kakerlake nicht, sowie die Fliegen und die
Moskitos (ich hatte vergessen zu erwähnen, dass
diese Freunde natürlich nicht nur in diesem Raum sind....)




Soweit zur Qualität des Sonogeräts, man kann es
sonst gut für Oberbauch Sonographie nutzen. Und
den Hydrocephalus brauche ich wohl nicht
näher erläutern.




Meine Babies haben sich entschlossen in
Ermangelung von Nestchen oder funktionierenden
Inkubatoren eine Free-Style Embryo Haltung zu bevorzugen.















Sonntag, 5. März 2017




Sehr persönlich:

Es ist schon merkwürdig und so langsam glaube ich es muss doch Karma oder so was sein. Die, die mich schon länger kennen, wissen diese Vorgeschichte. Immer wenn ich eine neue Stelle anfing gab es etwas was meine direkten Kollegen schwer im Schicksal traf. Es wäre etwas vermessen anzunehmen, das hinge irgendwie mit mir zusammen. Tatsächlich passieren täglich viele Schicksale mit tragischem Ausgang. Aber sei  es der Hirntumor meines Oberarztes, der Schwangerschaftsverlust der Kollegin, das Aneurysma mit Krampfanfall der schwangeren Ehefrau meines Kollegen. Eben alles Dinge die einen nicht kalt lassen auch wenn man nicht selber betroffen ist. Nun hat das Schicksal aber weit schlimmer zugeschlagen und bin ich bin sehr traurig.


Ich nehme an es liegt an der Art der Begegnung, warum es Menschen gibt die ohne Umschweif Spuren im Herzen des Anderen hinterlassen, auch wenn man nur einmal mit Ihnen zu Abendbrot aß.

Ich habe gleich am ersten Ankunftstag eine liebe Kollegin kennengerlernt, die indirekt für die GIZ an unserem Mutter-Säugling-Gesundheitsprogramm arbeitet. Sie ist Inderin, in Singapur aufgewachsen und leidenschaftliche Gynäkologin, lebte vor allem in Australien  und hat zuletzt genauso leidenschaftlich Gynäkologie unterrichtete. Ich nenne hier keinen Namen, weil ich nicht weiß ob es ihr recht wäre. Sie ist über 60 Jahre, ebenso ihr liebenswürdiger Mann Patrick, der aus Australien stammt, Ingenieur von Beruf war und klar erklärter Rugby und Cricket Fan bleibt. Beide hatten einen grippalen Infekt und fiesen Husten waren aber schon auf dem Weg der Besserung. Am zweiten Freitag meines Lebens in Kambodscha hatte ich die unglaubliche Freude mit Beiden in einem stilechten KLEINEN indischen Restaurant essen zu gehen. Er wird geleitet von Indern aus Kerala, die Region aus der meine Kollegin stammt. Beide gehen jeden Freitagabend dahin, man kann ungeniert ganz indisch mit den Händen essen, es gibt ganz indisch ein Waschbecken im Gastraum, der Chai ist stark und würzig und die Dosas sind einfach nur ein Traum. Es war so familiär dort mit den Beiden zu sitzen, sich über unsere Leben auszutauschen, über Indien, Australien und das vereinte Deutschland. Es war auch ein wenig Heimat, weil ich dort mit all den Indern um uns herum merkte, dass mir Indien während meiner Zeit in Deutschland irgendwie gefehlt hatte. Es war vielleicht ein wenig wie unter richtigen Freunden, obwohl wir uns erst wenige Momente lang kannten, 5 Tage später war Patrick tot….


Er starb nach einem Hustenanfall vermutlich an einem heftigen Herzinfarkt. Man kann Schicksal einfach nicht verstehen. Die beiden waren ein tolles Paar, sie hatten erst spät im Leben geheiratet, waren sich spät begegnet. Jeder für sich ein ganz besonderer Mensch! Und nur eine Woche nach unserem Treffen fand ich mich bei einer christlichen Trauerfeier am Sarg in ihrem gemeinsamen Haus umringt von Indern, Kambodschaner, Engländern, Deutschen, Australiern etc. Anschließend wurde der Leichnam nach Buddhistischer Tradition zu Pagode gebracht und nach entsprechenden Zeremonien verbrannt. Seien Asche wird bei seiner Frau bleiben bis sie nach Australien zurückkehrt.


Bei aller Traurigkeit war der Zusammenhalt der indischen und kambodschanischen Freunde sehr eindrücklich, es tröstete mich zu sehen, dass meine Kollegin nicht allein ist. Auch wenn der Schmerz um den Verlust nicht getröstet sein kann. Patrick selber wird im Himmel mindestens genauso viel Freundlichkeit, Zuwendung und Liebenswürdigkeit versprühen wir hier. In Memoriam sein Lieblingslied, was hier weit schöner gesungen wird als wir es wohl zum Abschied taten.
https://www.youtube.com/watch?v=XcJ15bbShWc


Und so ging es medizinisch weiter:

Hier der medizinische Teil, also alle mit schwachen Nerven bitte weg schauen!

Ich versuche mal die letzten zwei Wochen zusammenzufassen. Vielleicht ist es gut, dass ich letzte Woche keine Zeit hatte zu berichten, denn die Bilanz nach 15 Werktagen ist vernichtend. Ich habe für mich selbst mal dokumentiert wer alles so gestorben ist und wie viele eigentlich geheilt nach Hause gegangen sind (wäre ja eigentlich die Aufgabe von Medizin)

Ca. 6-7 Kinder und Säuglinge sind bereits gestorben. Die Zahl bleibt unklar, weil Eltern ihre Kinder schon mal mit nach Hause nehmen z.B. zum Sterben oder in der Hoffnung, dass ein privates Krankenhaus helfen kann (Anmerkung: leider hat keines dieser Häuser eine Kinderintensivstation). So nehme ich z.B. an, dass die Gastroschisis daheim gestorben ist.
Ein Säugling Frühgeburt der 32.SSW ist heil nach Hause gegangen, zumindest was ich momentan beurteilen kann- freu, freu, freu.
  • Ein Säugling kam zur Nachuntersuchung nach schwerer Asphyxie (also ausgeprägter Sauerstoffmangel unter der Geburt oder Unfähigkeit zu Atmen nach der Geburt) – schlimm, schlimm, schlimm. Im Ultraschall vom Köpfchen nur Löcher zu sehen, keinerlei Kopfwachstum. Die jungen Eltern trotzdem glücklich, dass es überlebte. Diese Liebe ist auch ohne Khmer-Kenntnisse fühlbar.
  • 1 Säugling ging zwar heim nach schwerster Enzephalitis (Hirnentzündung), da ich kein EEG habe (dazu unten mehr) nehme ich aber an er ging in einer Art Status (ESES = Electrical Status Epilepticus during Slow sleep) nach Hause. Ich konnte Keppra®= Levetiracetam besorgen durch eine NGO, die auch die Versorgung  für dieses Kind über mehrere Jahre zugesagt hat (eine Tablette à 500 mg kostet nämlich ½ US Dollar – ein wenig viel für Familien die oft nur 2 US Dollar am Tag verdienen). Der Zustand hat sich darunter zumindest deutlich gebessert, die sichtbaren Anfälle waren erstmal weg. Der Vater hatte das Kind schon drei Tage vorher mitnehmen wollen. Er hat entschieden es stirbt besser zu Hause als dass es in dem Zustand, wie er es bei uns täglich mit ansehen musste, überlebt. Er hatte unendlich Angst wie er ein so schwerstbehindertes Kind, was nicht einmal schlucken konnte weil es ständig krampfte, durchbringen soll. Die Familie konnte sich den Aufenthalt nicht leisten obwohl hier der Staat schon die Krankenhauskosten übernimmt. Aber die Familie muss ja auch essen wenn sie den ganzen Tag und Nacht in der Klinik ist um das Kind zu versorgen. Das machen hier nicht die Pflegekräfte! Wie auch bei zwei ausgebildeten Krankenschwestern und 12 Patienten? Also haben unsere Studenten, Krankenschwestern und Jungärzte zusammengelegt – also genau die, die hier am wenigsten bis gar nichts verdienen. Ist klar, dass mich das nicht kalt gelassen hat. Mein Kommentar – “It does not make sense if the poorest receive from the poor."
  • Der Säugling mit dem Herzfehler starb (angeblich Fallot, aber er erfüllte leider nicht die Kriterien, soweit das das schon bemängelte Ultraschallgerät beurteilen kann) nach einer Pulmonalen Krise -> ist zumindest meine Interpretation. Die Mutter (ich hatte berichtet, jung, alleinstehend, keine Verwandtschaft hier zur Unterstützung) ist beim Bebeuteln nachts eingeschlafen (zur Erinnerung, sie beutelte über das ganze Wochenende, mit kurzen Pausen durch die Pflege). Der Säugling konnte nochmal wiederbelebt werden, aber starb dann trotzdem in den frühen Morgenstunden. Wieder Beatmungsfehler? Es bleibt unklar....
  • Der Junge, der vom Traktor überrollt worden war (ich hatte berichtet): da wir kein CT haben (der Staat arbeitet daran, evtl. gibt es dieses Jahr noch eins, ein Bild kostet ca. 100 US Dollar aufwärts) starb er nach einer Woche Hoffnung für die Eltern, da das Bauchtrauma leider nicht genau beurteilt werden konnte, die Bauchspeicheldrüse sich langsam auflöste und am Ende das Multiorganversagen einsetzte.

Die positiven Erlebnisse ->

Es gibt ja noch zwei Säuglingszimmer, die ich zweimal die Woche besuche. Hier trifft man von 28 Schwangerschaftswochen bis Bronchiolitis aufwärts alles (man teilt die Zimmer soweit es bei den Massen an Durchlauf geht in infektiös und nicht infektiös auf). Aber unsere Zusammenarbeit wird hier offenbar sehr ernst genommen. Man versucht meine Ratschläge umzusetzen, es fehlen Standards aber das kennen wir ja alle durchaus auch als tägliches Problem. Und wenn sie sich nicht verschlechtern und auf der ICU landen, dann gehen sie in den aller meisten Fällen auch glücklich nach Hause…. und ich freue mich dann wie ein Schneekönig



Wir arbeiten also gerade an so  etwas wie Perzentilen oder Bilirubingrenzen (z.B. macht prophylaktische Phototherapie keinen Sinn), Antibiotika Regime etc.
Die ernüchternde Bilanz bei durchschnittlich 8-12 Säuglingen, die teilweise nur 2-3 Tage da liegen z.T. mit Sauerstoff oder in einem Inkubator: kein CPAP, kein Sauerstoffsättigungsgerät, 2 Phototherapielampen, 3 Inkubatoren, 2 Wärmebetten.

Das Krankenhaus selber arbeitet an Guidelines z.B. für Asphyxie. Ich musste doch deutlich schmunzeln, als man mich freundlich auf dem Vorschlagspapier (man hatte mich vorher 3 Stunden zu sämtlichen Sätzen darin befragt) als Professor betitelte. Ich habe dann erläutert, dass man bei uns nur weil man Subspezialisierungen hat nicht automatisch Professor ist, schließlich steht das ja auch nicht in meinem offiziellen Lebenslauf. Das konnten sie nur schlecht nachvollziehen, haben es aber dann doch geändert.

Es gibt ein Physiotherapie Department welches gerade einen Volontär aus Brasilien hat. Er ist hoch engagiert, leitet bei allem an was er kann, sensibilisiert für Cerebralparese und hilft bei einem neuen Nationalen Projekt mit, bei dem es um Früherkennung von Behinderungen geht. Immerhin 4 Provinzen werde aktuell auf Klumpfuß und Lippen-Kiefer-Gaumenspalten „gescreent“ und sollen kostenfreie Behandlung bekommen. Dinge wie Meilensteine der Entwicklung sollen zum Standard werden. Die Kinderchirurgie über die das seltsamerweise läuft, bat bereits um ein Treffen mit mir, denn ein Kinderneurologe war ganz sicher bisher nicht involviert. Ich denke, dass es die Kinderchirurgie ist, liegt einfach daran, dass man in Entwicklungsländer besonders körperliche Behinderungen als solche wahrnimmt. Meist arbeitet man zuerst an der Integration dieser Menschen. Geistige Behinderung wird eher als Fluch oder Schicksal wahrgenommen. Übrigens gibt es auch hier Kinder mit Trisomie 21, die ausgesprochen „hübsch“ aussehen, was nicht despektierlich gemeint ist. Aber die Menschen, die mich kennen wissen um meine besondere Zuneigung zu ihnen, nicht nur aufgrund der besonderen Freundschaft zu Stefan.












Es gibt sogar ein EEG im Haus. Was nur keiner benutzen kann. Wo sie das nur schon wieder her haben???? Ich befürchte nur, das kann ich nicht auch noch leisten. Andererseits könnte ich zumindest die Patienten, die ich sehe, untersuchen. Falls eine EEG Schwester unter Euch ist, die vielleicht Lust hat Urlaub in Kambodscha zu machen und dabei zufällig zwei Wochen Schwestern vor Ort anleiten möchte???? Ich würde die kommenden Wochen das Gerät mal überprüfen, wenn es taugt mache ich einen ernst gemeinten Aufruf. Wenn nicht, bleibt nur ein kurzes Schultern-hängen-lassen und Weitermachen...ist ja nicht das einzige Thema wo ich Diagnostik mit den 5 Sinnen mache.











Und so ging es persönlich weiter:


Transport:


Ich habe es geschafft, drei Wochen mieser Verkehr und keine Unfälle oder Verletzungen! Und nun bin ich endlich umgezogen und lebe in einem Appartement mit zwei Zimmern (mehr dazu unten). Mein Fahrrad liebe ich weiterhin sehr, und es musste auch nur einmal aufgepumpt werden. Das kann man hier bei Menschen an der Ecke tun, die meist für vorbeirollende Motorradfahrer Benzin in Colaflaschen, Öl oder eben Pressluft zur Verfügung haben. Der Mann der mir geholfen hat, hat sich zwar halb tot gelacht und mich für verrückt erklärt als ich auf mein Fahrrad zeigte, dann aber gnädig doch einen Adapter herausgeholt aus seiner Zauberkiste. Vermutlich habe ich ihn mit meinem charmanten Lächeln überzeugt.

Essen und Trinken:


Ich habe klein beigegeben und ertrage nun zumindest Fisch, entweder in irgendwelchen Suppen oder stark trocken oder gebraten. Anders kann man offenbar in Kambodscha nicht überleben. Natürlich nicht wenn ich selber koche oder Büffet herum steht. Ich habe mit den Kollegen verhandelt, sie haben mich gebeten mit meinem Gott darüber zu sprechen und zwingen mich zumindest nicht bewusst Fleisch zu mir zu nehmen. Das erspart mir Innereien, Insekten und anderes. Erklärt aber nicht warum sie „Bacon“ nicht für Fleisch halten wenn er um Anbraten genutzt wird – grins. Ich esse also öfter man drum herum.
Reis isst man in großen Mengen, was mich durchaus erfreut. Morgens kann man als kleine Zwischenmahlzeit ein wenig gekochte Süßkartoffeln, andere Kartoffelarten oder Taro essen, nach dem Mittag sind Früchte aller Art sehr beliebt. Komischerweise auch bittere oder in Salz eingelegt Früchte oder solche die einfach unreif schmecken, aber offenbar nie reifer als das werden usw. Man kann also mit gutem Recht behaupten, dass man in Kambodscha besonders in der Stadt zum 8er oder 12er mutiert (für nicht eingeweihte -> Frühgeborene werden alle 3 oder 2 Stunden gefüttert, also 8x oder 12x am Tag ;-))

"Komisches Obst mit Salz, winzige Frucht so groß wie eine Kirsche mit DREI Kernen, wo soll denn da bitte der Sinn sein?"
Auch die Getränke sind doch recht andersartig. Natürlich gibt es hier die Klassiker. Aber z.B. „Corn Limonade“ (also aus Mais gepresster Saft auf Eis) – ich war skeptisch, der Geschmack hat mich jedoch überzeugt. Dann trank ich Sarsi – was is’n das????
Ach so, na klar, die Früchte von Stechwinden. Soll gut gegen „Lustseuche“ sein, sagt das Lexikon – na, da bin ich aber froh!


Die Angewohnheit kostenfrei gekühlten oder heißen grünen oder Jasmintee zum Essen zu servieren, finde ich hingegen toll und hilfreich.


Aus Arbeit bekomme ich immerhin heißes Wasser für löslichen Kaffee. Aus irgendeinem Grund haben meine Kollegen schon festgestellt, dass ich gerne Kaffee trinke – wie sie wohl dahinter gekommen sind  -  grübel….



Wohnen:


JUBEL, ich wohne endlich. Nicht daß das Green Mansion schrecklich gewesen wäre, im Gegenteil. Auch der Umgebungslärm ist nirgends wirklich anders.




Beispiel 1. Wohnort:
Nacht Nr. 1 =  2 Uhr Nachts Katzenkampf über 2 Stunden
Nacht Nr. 2 = Hochzeit drei Straßen weiter, Beschallung bis morgens um 4 Uhr
Nacht Nr. 3 = telefonierender Mann vor dem Fenster bis 1 Uhr
Nacht Nr. 4 = nur der übliche Nachtvogel der so und so immer um 3-4 Uhr monstermäßig rum blökt – keine Ahnung wie das Vieh aussieht
Nacht Nr. 5 = 2 Uhr Nachts Anruf des Kollegen aus Deutschland, der vergessen hat, dass es eine Zeitverschiebung gibt (ich nenne aus Freundlichkeit mal KEINEN NAMEN)
Nacht Nr. 6 = schon wieder der sch… Gecko mit seinen komischen Rufen https://www.youtube.com/watch?v=EI67Uwp18dc


usw.


Beispiel neue Wohnung: 
5 Uhr morgens = ALLE AUFSTEHEN, im Park ist Fitness angesagt, natürlich zu Musik
6 Uhr morgens = Beginn auf der Baustelle nebenan, Auswahl zwischen Hämmern und Kreissäge


Dafür wohne ich jetzt mit Familienanschluss. Der Vermieter ist der ehemalige Leiter der ICU. Er wurde soeben pensioniert. Er hat eine Privatklinik, wie alle Professoren. Und ich wohne darin – abgefahren, oder? Also er wohnt mit seiner Frau in der 7. Etage, seine Tochter mit Ehemann und Zwillingen wohnen in der 6. Etage, und ich wohne nun ganz alleine auf der 5. Etage. Es sollen aus den ehemaligen Krankenzimmern noch mehr Wohnungen entstehen, aber meine ist die Erste. Und da ich gerade frisch eingezogen bin obwohl noch nicht alles fertig war, wird noch ein wenig geübt und improvisiert– so finden sich neben üblichen Einrichtungsgegenständen auch dieser neckische Nachttisch -


ja, ganz richtig, das ist eine Plastikversion eines Krankenhaus Nachtschränkchens – ha, ha, ha. Ich habe herzlich gelacht und mich über so viel Einfallsreichtum gefreut.

















Anbei mein neues Haushaltsequipment. 
Ich bin sehr dankbar,
dass mein Wischmop nicht ROSA ist…



Mein erstes Wochenende und ich habe bis um 5 Uhr exzellent und ruhig geschlafen habe:
  • Freitags Abends: ich frage den Verwalter, ob ich vielleicht bei der nächsten Wasserlieferung mitbestellen kann, ich bekomme eine Kiste mit 24 Falschen zu einem ½ Liter hoch gebracht.
  • Samstags Morgens: SMS der Tochter des Professors, ob ich Unterstützung im Finden von Supermarkt und Wochenmarkt brauche.
  • Samstags Vormittags: der Professor kommt und überwacht, dass die Küchenschränke und die Schrankzeile korrekt aufgestellt werden.
  • Samstags Nachmittags: die Reinemachekraft vom Krankenhaus kommt und reinigt nach den Schreinerarbeiten den Boden.
  • Sonntags Vormittags: der Schwiegersohn bringt einen neuen Esstisch, man hat befunden der bestehende wäre zu klein für vier Personen.
  • Sonntags Mittags: die Stationsleitende Schwester aus meinem Krankenhaus ruft an um zu fragen ob ich etwas brauche oder ob sie mit mir Einkaufen fahren soll.
  • Sonntags Nachmittags: die Tochter und Mutter bzw. Ehefrau des Professors kommen um mir zwei Teller, Gabel und Löffel, sowie Scheidemesser zu bringen, erneut bekomme ich eine Schale mit ganz viel Obst.
Also ich glaube, ich werde perfekt versorgt… ;-)



Sprache


Ich habe meine ersten Khmer (Kambodschanische Sprache) Stunden hinter mich gebracht. Ganz zufällig fand ich zu dieser Schule, bei der ich offenbar auch noch mit meinen genommenen Stunden ein Behindertenprojekt unterstütze. Es fahren dort  ‘ne Menge Menschen mit Rollstuhl herum. Genaueres, wenn ich länger dort bin. Momentan arbeiten wir online. Sollte ich dann endlich auch Moped fahren können, kann ich abends dort zum Unterricht gehen, denn ich will auch schreiben und lesen lernen.


Von den Kollegen sprechen nur eine Handvoll wirklich vernünftiges Englisch, der Rest behauptet er spricht Französisch und Englisch mit mir über die Fälle. Was aber am Ende ein lustiger Mix aus Khmer und Französischen Fachwörtern ist, sowie vereinzelte englische Wörter. Das Fachfranzösisch verstehe ich und kann auch die Berichte lesen nur der Austausch ist mager… Auch würde ich gern die Verordnungsblätter besser verstehen, als mir von allem Übersetzungen anzufertigen. Ich halte Euch weiter auf dem Laufenden.

Ausflug


Letztes Wochenende habe ich mit einem deutschen Kollegen einen tollen Ausflug unternommen. Da ich ihn nicht gefragt habe, ob er hier als Namen auftauchen will, lasse ich mal Details unerwähnt.


Mal abgesehen von den 400 Stufen ohne Normgröße bei 36°C war es ein extrem schöner Tag, wir sind gemeinsam im Tuk-tuk hinausgefahren haben uns diese ziemlich alten Steine einer ziemlich alten Pagode angesehen, von dem Hügel in die Ferne geschaut und ich war froh mal nichts medizinisches Denken zu müssen. Der Ort heißt Phnom Chisor für alle Interessierten zum Nachlesen (Achtung kurze geschichtliche Anmerkung:  er wurde im 11. Jahrhundert auf Veranlassung von König Suryavarman I. (reg. 1002 bis 1049) errichtet und später vielfach erweitert und renoviert. Ursprünglich hieß der Tempel Suriyaparvata ("Berg des Surya", des Sonnengottes der Hindus) und war Shiva und Vishnu gewidmet -> das kann man an den Reliefs noch gut erkennen). Leider ist viel zerstört worden durch einen US-Amerikanischen Bombenangriff 1973, dennoch hat es Spaß gemacht an diesem ruhigen und beschaulichen Ort zu verweilen. Nicht allein weil es so gut wie keine ausländischen Touristen gab und nur wenige Kambodschaner. Nach einem kleinen Abstecher an den Tonle Bati (einem Ausflugssee, an den man fährt um in lustigen Stelzenhäusern zu picknicken) rundeten wir den Abend mit einem leckeren gepflegten kambodschanischen Essen in einem schönen Restaurant ab. Okay, ich gestehe es, ich war komplett platt am Abend als ich ins Bett fiel!



Ich habe die Stufen nicht gezählt!

Belohnung durch Ausblick

Buddha bewacht durch zwei Elefanten,
die müssen früher irgendwie dünner gewesen sein...






Wer sich mit indischen Tempeln auskennt, erkennt sicher viele Dinge wieder
Ja, die Steine wurden tatsächlich so abgestützt,
man sollte nur nicht darauf herumklettern sagten die Schilder -
hatten wir auch nicht vor

Klassische Hausbauweise auf Stelzen

Picknickmöglichkeit am See

Es wird Zeit, dass der Monsun kommt