Medizin
Arzt/ Schwester zu sein bedarf es …
Es ist zum Verzagen. Warum ich mich so lange nicht
gemeldet habe? Weil ich ständig irgend eine Arbeit zu erfüllen hatte. Wenn das „outcome“
so wäre, dass ich mich nun zurück lehnen und zufrieden auf die Ergebnisse
schauen könnte, wäre das ja okay. Wenn man jedoch von einem Frust in den
nächsten läuft, dann braucht man ausgesprochen starke Nerve.
Beginnen wir also im Mai und arbeiten und langsam in den
Juni vor.
Warum ich zunächst nicht an Euch schreiben wollte, lag
einfach daran, dass ich das Gefühl hatte mich zu wiederholen. Des Weiteren
wollte ich keine Begleitung in ein
ausgesprochen emotionales Tief. Es ist schon schlimm genug selber nicht helfen
zu können, bringt aber herzlich wenig, wenn die Menschen die einen lieben genau
dem gleichen Gefühl ausgesetzt sind.
Innerhalb von drei Wochen sind die Säuglinge in unserer
Obhut wie die Fliegen verstorben. Zusätzlich kamen Unfälle, Ertrinkungsunfälle
oder schwerste Hirnentzündungen dazu, die unter den schon früher beschriebenen
Umständen nicht zu retten waren.
Das war alles selbst für mich ein wenig zu viel.
Hinzu kam die Verzweiflung über Systemfehler, die selbst
hier nicht sein müssen, Ärzte die heroische Medizin einsetzen ohne jeden Sinn
und Verstand und sich auch noch selber beglückwünschen dafür, dass sie sich so engagiert
haben. Dass sie möglicher Weise mit der Wahl ihrer Interventionen,
Nicht-Handlung und vor allem Medikamente den Patienten noch leichter ins Jenseits
befördert haben, kommt ihnen nicht in den Sinn und es besteht nicht ein Funken
Platz für einen solchen Gedanken.
Ich habe in einer Woche so viele Frühchen wie nicht in
drei Jahren Göttingen verloren und konnte lediglich daneben stehen. Was jedoch
viel schwieriger mit mir selbst auseinander zu setzen ist, ist die Tatsache, dass
mind. 3 dieser Kinder vielleicht eine Chance gehabt hätten. Wenn ich 24 Stunden
zugegen wäre und dauernd den Patienten beobachten könnte und die Therapien
konstant selber entscheide, wenn wir Krankenschwestern hätte die unter „nursing
care“ das verstehen, was man daheim darunter versteht und wenn ein
Basisequipment ständig verfügbar wäre (siehe unten angefügte Liste). Das mag ein wenig komisch klingen
aber ich versuche es hier mal zu erklären.
Es beginnt damit, dass Neugeborene aus allen Ecken der
Stadt einschließlich umliegende Provinzen (also Fahrzeiten bis locker 3 Stunden
oder mehr) in den ER = Emergency room gebracht werden.
Somit hat man schon mal keinen Einfluss auf die Geburtssituation
(Dinge wie „Newborn Resuscitation“
kommen gerade erst bei den Hebammen in den Provinzen an, sind also nicht
grundlegend etabliert und schon gar nicht haben wir Ahnung von respiratorischer
Anpassung).
Dann besteht hier die Regel, dass jeder Patient mind. 24
Stunden im ER verbringt bevor klar ist auf welche Station er verteilt werden
soll oder ob er auch nach Hause gehen könnte.
Ein Punkt an dem ich gerade säge, denn das ist für die
Versorgung schon mal Teil 1 meiner Probleme. Ich mache zwar einmal pro Woche
Visite im ER, aber kann am Ende nur beraten, was sie dann umsetzen, ist eine
andere Sache. Ich habe mich bereit erklärt jeder Zeit hinzukommen wenn sie
Fragen haben, aber von allein kommen sie nicht auf den Gedanken davon Gebrauch
zu machen. Wir merken uns = Strukturproblem!
Nebenbemerkung: wir wollen nicht vergessen, dass wir
uns in einem, wenn auch komischen postkommunistischen System befinden. Es ist also
nicht einfach eine vorgefundene Struktur einfach aufzulösen – so müssen das
technische Büro, der ER Chef und auch die Intensivstation in Form des
derzeitigen Interimschefs zustimmen. Am Ende könnte es sein, dass der Direktor
des Krankenhauses oder die Abteilung für Abrechnung damit doch nicht
einverstanden ist, aus welchen Gründen auch immer und schon fällt eine
Übereinkunft in sich zusammen.
Wenn ich Glück habe oder die Kollegen im ER keine Lust
auf Frühchen, dann kommt das Kind weitgehend sofort auf die Station. Gelegentlich
war es möglich Blut abzunehmen, dann dauert es nur noch 4-6 Stunden oder auch
mal bis zum nächsten Tag bis ich das Ergebnis sehen kann. Woran das liegt?
Schwer zu sagen. Wir haben die Möglichkeit Blutergebnisse innerhalb von zwei
Stunden zu bekommen, manchmal vergessen die ärztlichen Kollegen aber das
Häkchen auf dem Zettel zu setzen und wo kämen wir denn da hin, wenn wir mitten
im Prozess den Auftrag ändern (okay, ich
gebe zu das war jetzt zynisch) oder sie vergessen einfach die Befunde
abzuholen im Labor (es ist unnötig zu
erwähnen, dass wir aber auch nicht vom Labor angerufen würden bei extrem
auffälligen Werten, so geschehen bei einem Bilirubin Wert von 33 mg/dl, über
den ich am Montag – also einen Tag später – bei meiner Visite auf der
Normalstation stolperte – zum Glück handelte es sich aber um einen Laborfehler,
keine der möglichen Interpretationen hat irgendjemand interessiert).
Nebenbemerkung: ich arbeite nun schon seit zwei Monaten
daran unsere Blutabnahme Techniken zu verändern, denn die dauernden Abnahmen
mit Butterlfy führen zu unnötigen Verwerfen von Blut im Zulaufschlauch und
schlechten Elektrolyt oder anderen Werten. Aber es nützt halt nichts den
Prozess auf der Station anzustoßen, so lange eine Anweisung von „oben“ kommt,
also „Head nurse“ der Klinik oder technisches Büro oder wer auch immer. Wir
merken uns = Strukturproblem!
Zurück zu unserem potentiellen Patienten. Ich persönlich
sehe ja ganz gerne Blutzuckerwerte. Aber auch wenn wir bereits Standards für
die Aufnahme auf Station besprochen haben, heißt das noch lange nicht, dass
diese umgesetzt werden. Somit muss ich bei jedem Patienten erneut darum bitten
durch Anordnung oder selber nach den Ergebnissen fragen. Nun haben wir ja
bekannter Weise kein Surfactant. Aber frühe Intubation wird eben auch gern
vermieden, denn dann muss das Kind ja an einer der beiden Maschinen überleben
oder ein Verwandter muss halt handbeuteln. So kommt man also z.B. am Montag zur
Arbeit, findet ein schnaufendes bis auf die Wirbelsäule einziehendes 1,3 kg
Kind vor und meist kommt dann auch die Intubation zu spät. Ach so, CPAP gibt es
wohl nicht so richtig oder nur so halb.
Nebenbemerkung: Es gibt ein paar CPAP-Maschinen,
irgendwo deponiert. Wenn man so etwas genauer wissen will, muss man selber auf
die Suche gehen. So fand ich nach 4 Monaten letztendlich doch die EEG Maschine
(diese ist aber nicht mehr funktionsfähig und der Arzt der vor ein paar Jahren nach
Korea geschickt worden war um EEG zu lernen, ist leider an einem Hirntumor
verstorben – Kommentar des technischen Büros: „Wir haben damit leider wieder
eine „human resource“ verloren“– so kann man es auch ausdrücken…) Zurück zum
CPAP, der Mann der in Frankreich immerhin mal Neonatologie gelernt hat Ende der
90er, hat auch Kurse zu CPAP belegt, leider hat man dabei vergessen, dass die Indikation
es einzusetzen gut bekannt sein sollte. Und wenn man es aus Faulheit, Desinteresse
oder weil man eben nur am Vormittag in diesem System arbeitet dann nie
einsetzt, dann geht das Wissen leider verloren. Intra- wie interindividuell. Da
hilft dann auch die Vorladung beim Direktor oder im technischen Büro nicht
weiter. Wir merken uns = Strukturproblem!
Jetzt denkt man ja, wenn man Therapie und Screening
standardisiert, wissen alle was sie zu tun haben. Aber das dauert nun mal viele
Monate, wenn nicht Jahre. Davon können die meisten erfahrenen Schwestern und
Ärzte sicher lange Epen singen. Somit ist unklar wann und wie wir unsere Nahrung
steigern, dass Muttermilch dringend gefragt ist, dass man mit unter 32 SSW eben
nicht genug per Mund trinken kann, dass man auf dem Bauch liegend besser
verdauen kann, vor allem wenn man so schnaufen muss etc. etc. etc. Aber viel
dramatischer ist die Tatsache, dass man ganz gewiss stirbt, wenn man keine
Verwandten hat die sich um einen kümmern. Meine frustranen Begegnungen mit
diesem System gingen inzwischen soweit, dass ich mich ernsthaft frage, was
eigentlich der Sinn einer Krankenschwester in diesem System ist. Denn sogenannte
Pflege kann es nicht sein. Es sei denn, wir verstehen darunter nur Medikamente
spritzen, Infusion wechseln und Blut abnehmen und Zugang legen.
Dass man Patienten mal bettet, die Mutter oder meist die
Oma nach ihrem Befinden fragt oder auch sonst einfach nur den Monitor oder einfach
nur das Kind klinisch beobachtet, das kann ich hier nicht wirklich wahrnehmen.
Anderseits wenn in einem solchen merkwürdig hierarchischen
System der Interimschef als Arzt über die Dienstpläne der Schwestern
entscheidet, dann kann man sich denken welchen Stand sie haben. Und auch erst
letztes Jahr wurde beschlossen, dass eine Krankenschwester doch zumindest 250
US$/Monat verdienen soll, quasi als Mindestgehalt. Es beißt sich hier die
berühmte Katze jedoch in den Schwanz. Auf die Frage warum jemand denn unbedingt
in einem staatlichen Haus arbeiten will, wenn er doch so viel mehr in privaten
Krankenhäusern verdient, kommt stets die Antwort mit der späteren Rente/ Pension,
die eben nun in staatlichen Häusern verfügbar ist. Ob das nun rechtfertigt,
dass das staatliche Krankenhaus zum „Vormittagskrankenhaus“ wie ich es nenne
mutiert, ist eine andere Frage. Ich vermiss schlicht Empathie und so einen
Funken von Nächstenliebe. Das dürfte doch hoffentlich nicht ganz so
gehaltsabhängig sein (ich Naivling).
Nebenbemerkung: Ich arbeite daran die Position der
Pflegekräfte zu stärken, denn eine „moderne“ Neonatologie ohne ausreichend
ausgebildete Pflegekräfte kann nicht funktionieren. Und bisher kommen die
Schwestern nur als „willenloses Material“ in den Plänen vor. Das verrückte –
trotz multipler Prozesspläne, hat sich der Direktor überlegt es wäre besser
schon mal den Dienstplan der Schwestern umzustellen. Das führte zu unsagbarer
Unruhe unter den Pflegekräften, stundenlangen Diskussionen und am Ende haben es
eben Ärzte entschieden. Mein zaghafter Einwand, es wäre doch hilfreich
vielleicht erstmal klar darüber zu sein, wie viele Betten eigentlich nun zur
Intensivstation und zur allgemeinen Säuglingsstation gehören sollen und dann
sich klar zu werden wie viele Schwestern man eigentlich braucht, wurde nickend zur
Kenntnis genommen. Fazit – es gibt offenbar klare Ministeriumsvorgaben und
Direktoren Ideen bezüglich der Personalplanung, an jedem Bedarf vorbei und ohne
Berücksichtigung der Realität (klingt ein wenig wie deutsche
Krankenhauswirtschaft nur offensichtlicher inkompetent…) Wir merken uns =
Strukturproblem!
Zurück zum Alltag: Neben den vielen Kindern, die ich
verloren habe an Dingen wie respiratorische Insuffizienz und nekrotisierende Enterokolitis
und Hirnblutung, bleiben immer einzelne Kinder im Gedächtnis. Zum Beispiel
finden sich hier unklare Häufungen von Gallengangsatresien oder verwandte Erkrankungen
wie zum Bespiel nur minimale Anzahl von Gallengängen. Ich habe in 16 Jahren
Beruf zusammengenommen nicht so viele Leberfehlbildungen getroffen. Auch
intraventrikuläre Blutungen bei reifen Neugeborenen nach 15-21 Tagen kommen
gehäuft vor, ohne dass ich dem jeweils ein Trauma oder traditionelle Medizin
zuordnen kann (Vitamin K Mangel wird häufig diskutiert, aber beweisen kann ich
es mit den besagten Mitteln nicht).
Ähnlich wie die schon geäußerte Trauer über das Kind mit
den Fehlbildungen empfand ich einen Frühgeborenen Jungen der 28 SSW, der zurück
gelassen wurde. Er war eindeutig ein Kämpfer, jeder der in der Medizin
arbeitet, weiß es gibt so ein bestimmtes Gefühl mit dem man merkt jemand will
leben oder nicht, egal wie alt. Er wollte leben. Hätte er es schaffen können? Ich
denke ja. Als er die erste Nacht bei uns überlebt hat, überwog die Verwunderung
darüber bei mir. Er lag da so alleine, niemand um ihm regelmäßig Nahrung zu
geben oder die Windeln zu wechseln. Das machen dann die jungen Assistenzärzte. Ich
habe mit ihm gesprochen in seinem Inkubator, betrachtet seine Kraft und habe ihm in Aussicht gestellt, er könne
mich nach Deutschland begleiten, wenn er „das hier“ überlebt. Ich gebe zu, kein
sehr professioneller Gedanke. Andererseits tanzt man hier viele Tänze mit dem
Schicksal. Und da kann man nicht immer rationale Wege gehen. Aber dadurch, dass
niemand an seiner Seite war, haben wir nachts die respiratorische Krise nicht
mitbekommen. Ich habe um ihn gekämpft, konnte aber nicht 48 Stunde am Stück an
seiner Seite sein. Er war intubiert, hatte sich schon ein wenig stabilisiert,
am nächsten Morgen war er tot. Ob nur der Tubus verlegt war, wir mal wieder
nicht abgesaugt haben oder ein anderes Problem bestand. Ich werde es nie
erfahren. Denn klare Ursachen und Diagnosen sind hier wahrlich keine Stärke,
geschweige denn Fehlermanagement.
Warum ich das erwähne? Weil es mich schier verrückt
macht, dass Kinder die im Krankenhaus zurückgelassen werden, nur überleben wenn
Sie eigentlich gesund sind. Wir schaffen es momentan ohnehin nicht oder nur in
sehr seltenen Fällen Kinder unter 30 SSW durchzubringen. Aber wenn sie
verstoßen sind, haben sie schlicht keine Chance (wenn das kein Strukturproblem
ist, weiß ich es auch nicht).
Überhaupt, was ist mit diesem Land los? Warum wird
eigentlich jede zweit Woche ein Kind hier zurück gelassen? Warum hat das Land
so eine hohe Abtreibungsrate? Es gibt dazu viele Gedankenansätze und Meinungen,
ich werde im privaten Teil
dazu näher eingehen.
Mein letztes Beispiel für Systemfehler: ich kam eines
Morgens früher als gewöhnlich zur Arbeit. Die Assistenzärzte schliefen tief und
fest, sie haben nicht gemerkt, dass ich mich neben ihnen umzog. Keine Schwester
oder Pfleger zu sehen, die schliefen ebenfalls in ihrem Raum, in der Regel sind
es zwei. Der zuständige Oberarzt, der sonst lediglich zum Schlafen kommt, war
heute schon ausgegangen um zu frühstücken. Soweit so gut, keine ungewöhnliche
Situation für eine Station in Kambodscha. Schließlich hat man ja Angehörige,
die das Kind sondieren, wickeln oder aber Alarm schlagen, wenn der Monitor doch
nicht aufhört zum bimmeln. Ich gehe in den eigentlichen Stationsbereich mit den
Betten, weil ich die Beatmungsmaschine höre und noch weitere Pieps Geräusche und
finde eine Frau vor, die ein sehr sehr schlecht aussehende Baby mit der Hand
bebeutelt, während der Monitor lustige 54% Sauerstoffsättigung anzeigt, die
Beatmungsmaschine läuft noch und beschwert sich lauthals nicht konnektiert zu
sein, der Monitor beschwert sich über die niedrige Sättigung und das Wärmebett
hat auch irgendwelche Klagen. Das Kind ist neu und ich tippe mal auf eine
unsere häufigsten Diagnosen – Asphyxie. Zusammenfassend nach Klärung der
Situation hätte man dem Kind z.B. mit ein wenig Blut helfen können. Ob es zu retten
gewesen wäre, steht auf einem anderen Blatt. Es war jedoch seit dem Vorabend 22
Uhr bei uns. Dass man es aufgab, okay. Damit könnte ich noch leben. Aber dass
man die Tante des Kindes mit den Geräten und der Tatsache, dass man für das
Kind nichts tun kann allein im Raum lässt, während diese panisch den Monitor
betrachtet wie die Sättigung immer weiter abfällt, das war bei allem Verständnis
für kulturelle Unterschiede auch mir zu viel. Ich bin innerlich nicht nur
einmal explodiert und habe unter anderem eine Beschwerde beim technischen Büro
eingereicht. Zusammenfassend haben dann alle ein Treffen gehabt, wo sie
nochmals darüber belehrt wurden, dass sie nicht zum Schlafen auf die Station
kämen.
Geändert hat sich aus meiner Sicht bisher nichts!
Arbeiten, die sich aus meinem täglichen Arbeitsleben
ergeben: Weiterbildung jede Woche, vorbereiten, durchführen und immer immer
immer wieder dasselbe sagen. Firmen schreiben, was sie mir anbieten können,
Bestellungen ausschicken, und nun kann ich zumindest Coffein citrat ins Land
bekommen. Auf der Intensivstation jede Anordnung überprüfen, sowie dreimal pro
Woche die anderen 20 Neugeborenen in der restlichen Klinik aufsuchen und
versuchen zu retten, was zu retten ist in ihrer Behandlung. Mal wieder einen
Zugang legen, nachdem das Kind bereits 12 mal (das ist nicht übertrieben
sondern eine „echte“ Zahl) frustran gestochen wurde. Intubieren. Ultraschall
Schädel mit einem Abdomenschallkopf für 12 Jährige. Endlosen Sitzungen beiwohnen
bevorzugt in der besten Arbeitszeit. Alle Kinder selber untersuchen, da leider
die Qualität der Beobachtung individuell sehr unterschiedlich ist. Großmütter
mit Übersetzung nach den wenigen Informationen fragen, die man zur Geburt oder
Schwangerschaft bekommen kann.
Zur Abwechslung ein Kind mit Epilepsie betrachten und die
limitiere Auswahl von zwei vielleicht drei Medikamenten ansetzen. Nachsorge von
entlassenen Kindern, wie Entwicklung oder Ernährung, sowie die Notwendigkeit
für Physiotherapie (ja, die gibt es hier wirklich, allerdings ist diese nichts
für schwache Nerven und Weinen dabei ist einfach Pflicht für die Säuglingen…) Und
jeden Tag versuchen zu verstehen warum denn nun dieses oder jenes angesetzt
wurde und was denn nun unsere Arbeitshypothese ist. Ich habe nicht die
geringste Ahnung warum dies ausgerechnet in diesem Land so unsagbar schwierig
ist und warum die Einschätzung der Patienten so verquer ist zu allem, was ich
bisher in Entwicklungsländern erlebt habe.
Anstehen tun noch etliche andere Arbeiten – weitere Netzwerke
aufbauen z.B. zu anderen Laboratorien, da wir nur begrenzte Möglichkeiten
haben. Dazu gehört eine bereits bestehende zaghafte Kooperation mit dem Institute
Pasteur. Vielleicht kann man darauf aufbauen. Kooperation mit Apotheken, denn
das was wir anbieten können ist quasi ein Witz. Da hat man es in Indien und auf
den Philippinen eindeutig leichter. Intensivkurse – damit auch die Ärzte mal
lernen einen Zugang zu legen, denn ohne dieses Basiswissen brauchen wir gar
nicht mit zentralen Kathetern anfangen! Auch Knochennadeln sollten gelernt
werden. Ein Krankenhaus aus Melbourne, Australien hat angeboten vielleicht
Reanimationskurse regelmäßig zu geben, neben Lehre über die Beatmung. Das wäre
grandios, wenn ich das nicht allein als „Bedside Teaching“ machen müsste.
Dokumentationssysteme einrichten, denn bisher habe ich nur meine eigene
Statistik. Nachsorgeprogramme aufbauen. Denn ich sehe die Frühchen bereits nach
der Entlassung, aber noch gibt kein klar strukturiertes Programm. Blutentnahme
Techniken verändern, hat bisher noch nicht so durchgegriffen. Auf die Standards
pochen und weiterentwickeln, das kann noch Jahre dauern… Das Antibiotika Regime
umstellen, denn so geht es echt nicht weiter, wer weiß wie viele Kinder in
Kambodscha schon taub geworden sind nach Gentamicin usw. usw. usw.
Es wird also gewiss nicht langweilig. Nebenbei versuche
ich ja gemäß meiner Aufgabe die Provinzen zu unterstützen durch die Zusammenarbeit
mit der GIZ. Das ist insofern ermunternder, da man da nicht als Einzelkämpfer
fungieren muss und Kollegen, wie die nette Gynäkologin aus Indien trifft, mit
denen man sich auf Augenhöhe austauschen kann.
In Zukunft wird es so sein, dass ich die medizinischen Beiträge
eher als Tagebuch oder Kurzeinträge weiter schreiben werde. Einerseits, weil
mir manchmal schlicht die Zeit fehlt und ich Euch aber an den Schicksalen der
vielen Kleine hier teilhaben lassen möchte. Andererseits, weil es immer wieder
vorkommen wird, dass es mich emotional runter drückt und ich dann wirklich
nicht schreiben will oder kann. Und ein wenig Filter muss einfach sein, auch
zum Schutz meiner Lieben daheim.
Auf der Basis meines letzten Hilferufs gab es schon das
ein oder andere Echo. Eine wirkliche Lösung für etwas hat sich leider nicht
daraus ergeben. Darum nun hier eine Liste mit Materialien, die ich gebrauchen
kann. Bitte sammelt diese gerne. Es dürfen auch abgelaufene Materialien sein.
Nur bitte Vorsicht in deutschen Krankenhäusern dürfen diese nicht einfach
mitgenommen werden ohne Einverständnis der Geschäftsführung, es handelt sich
dann um Diebstahl! Bitte beachten!
Sollten sich Materialien für mich finden, werde ich dann
schon schauen wie ich diese hier her verfrachtet bekomme. Sollte jemand von
Euch eine Gartenparty planen mit Tombola oder Lust zum Spendensammeln haben,
liste ich die zwei bis drei Dinge, die ich täglich vermisse und eigentlich
dringend brauche. Inzwischen habe ich auch lokale potentielle Geldquellen
angeschrieben.
Beatmungsmasken und Beutel für Frühgeborene, Neugeborene
und Kinder
!!!!Braunülen oder Viggos G 26!!!!
!!!!Kanülen (zum Blutabnehmen) klein !!!!
!!!!Intubations Tuben 2/ 2,5 / 3 und 3,5 OHNE Cuff !!!!
Drei-Wege-Hähne
Kurze oder mittellange Verbindungsschläuche für Zugänge
Nullstopfen
Absaugfallen
Geschlossene Absaugsysteme
Einschwemmkatheter/ Silastic/ Umbilical Katheter
Atraumatische Lumbalkanülen schwarz, kurz und lang
Ätzstein
Nabelbändchen
Metall Klemmen
Mini Butterfly (grau)
Stülpa Verbände
Margill Zange klein und groß
Briefwaagen
Sauertsoffsensoren nelcore
Peakflowmeter für Kinder und Jugendliche
Sparen tue ich auf zwei Geräte, die die dringend
gebrauchen kann:
SONO GERÄT MIT
SINNVOLLEN SCHALLKÖPFEN
BLUTGASANALYSE
GERÄTE
Ein weiteres Gerät wird im nächsten Jahr fällig:
BERA ODER ADÄQUATES HÖRTEST GERÄT besonders für Säuglinge
Korrosion ist bei diesem Klima nicht ungewöhnlich |
Eines der Wärmebetten, die noch gehen. Der Säugling sollte sich vielleicht nur nicht zur Seite drehen können ;-) |
Wenn man einen Knopf nicht mehr gebrauchen kann. |
Man kann nicht sagen, dass wir uns nicht zu helfen wissen |
Oder eben so... |
Es gibt Firmen, die verfolgen einen bis um die halbe Welt, und heizen tut das Ding auch nicht mehr gut |
Ist mir egal, wie es aussieht, immerhin erfüllt es seinen Zweck |
Daneben richten wir Infusionen an. NEIN, man kann es nicht abwischen, die Plastik hat einfach unter den Reinigungsmitteln über etliche Jahre gelitten. |
Unsere einzige Phototherapielampe. Diese ist ein Grund warum ich auf Geräte Einführung und Übungen beharre. |
Ob das Ding noch sicher ist? Keine Ahnung, aber ohne Therapie wäre wohl noch schlechter.
|
Man kann Sensoren mehrfach verwenden, damit meine ich mehrere Patienten. |
Das kann dann aber auch zu unerwarteten Nebenwirkungen führen... |
Wenn der Infusionsständer nicht modern zum Ausziehen ist ... |
dann muss man sich eben anders behelfen. |
Es waren Drillinge, sie hatten keine Chance! |
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