Leben,
überleben und schön leben…
„Hochwasser“
Die Regenzeit hat angefangen! Wie schön… wie bitte? Also
schön ist ja etwas anderes, vor allem wenn immer solche Sturzbäche herunter
kommen. Aber ich will mich nicht beklagen, nachdem mich mehrere Nachrichten
über 5°C und Bodenfrost, sowie das beständige morgendliche Kratzen der Autoscheibe
aus Deutschland erreicht haben. Andererseits ist es ein wenig bedenklich wie
rasch man sich an 36°C gewöhnen kann um dann bei 32°C darüber nachzudenken, ob
man lieber etwas Langärmelige trägt, weil man es ein wenig kühl findet. Ich
frage mich, wie ich mit kalten 24 °C im November zurechtkomme?
Nicht besonders erfreulich ist es jedoch, wenn bei den
besagten Sturzbächen so viel Wasser auf dem Gelände des Kinderkrankenhauses
steht, dass es auf die Station schwappt. Das erste Mal als dies passierte, saß
ich nichtsahnend am Schreibtisch und hörte dem prasselnden Rege zu. Das erste
sichere Zeichen dafür dass etwas nicht stimmt, war die Tatsache dass einer der Streunerkatzen auf die
Station gerannt kam, an mir vorbeihuschte und sich hinten im Lager versteckte.
Etwas später dann beobachtete ich eine der üblichen RIESEN-Kakerlaken wie sie
gemächlich das Gelände erkundend ebenfalls nach hinten „trippelnd“ Unterschlupf
suchte. Ich hätte liebend gern ein Video davon gedreht, aber ich wollte meine
Patienteneltern nicht verunsichern indem ich über den Boden einer Kakerlake
hinterher krieche. Als ich auf unserem Vorsprung der Station nach draußen trat,
konnte ich sehr leicht erkennen, warum alle herein geflüchtet kamen. Vor mir offenbarte
sich eine kleinere Sintflut. Wenn dann das Wasser in die Station läuft, macht
das wenig Freude. Gründe hierfür sind: nasse Füße, schmutziges Wasser (nicht
weit weg von uns werden nämlich die Müllsäcke des Krankenhauses an der frischen
Luft gestapelt), Verteilersteckdosen, die auf dem Boden lose herum liegen und die auch
ohne Wasser manchmal Funken schlagen, sowie plötzliche Rutschigkeit auf glatten
Fliesen. Als ich an diesem Tag nach Hause ging, musste ich meine Hosen bis über
das Knie krempeln und bin dann barfuß mit dem Fahrrad heimgeradelt.
Sinnigerweise hatte ich genau an diesem Tag den Termin mit dem Ministerium für
Gesundheit gehabt, so dass ich beste Schuhe und gute Hosen anhatte (wie gesagt,
ursprünglich).
Sturzbach aus dem Fenster betrachtet |
Versuch einer Nahaufnahme |
Nein, ich komme wohl nicht bis zum Müllberg mit meinem Moped...
|
Es waren weniger als 20 Minuten, bis es dann zu uns herein schwappte |
Heute gibt es mal wieder Rege, ich muss aber ins Büro und bin daher barfuß ins Tuk-tuk gestiegen
|
Ein Abschnitt zum Essen muss einfach sein
Wenn man nicht aufpasst bekommt man ein Gewürzgemisch
mit viel Ingwer und anderem Gemüse, lecker in Bananenblättern gedämpft um dann
nach dem Verzehr zu erfahren, dass es sich bei den anderen Ingredienzen um Schneckenallerlei handelte -> urrghs.
Dann gab es als neustes Erlebnis mein Ei-Experiment.
Meine kambodschanische Lieblingskollegin brachte mir nämlich extra von daheim
ein Produkt Ihrer Farm mit. Ein Krokodilei. Ja, wirklich. Gut, ich habe nun
viel über Krokodile gelernt, denn diese Farm dient lediglich der Fleischherstellung.
So werden die Jungtiere nach Vietnam und Thailand verkauft, sie sind dort
offenbar eine Delikatesse. Es geht nicht um Krokodilleder (sollte also jemand
in diesem Geschäft tätig sein, ich habe da jetzt Verbindungen – passt ja auch
super zu mir – bin ich absolut der Typ für…). Aber mir war nicht bewusst, dass
es auch unbefruchtete Eier in einem Gelege von 10-20 Eiern gibt. Nun gut, ich
vertraute ihrem Vater, er muss ja wissen wenn da nichts drin ist. Und so nahm
ich mir einen Sonntagmorgen Zeit, kochte das Ei nach Anweisung und dokumentierte
den Verlauf wie ihr unten angefügt sehen könnt. Es schmeckte „okay“. Was
vermutlich daran liegt, dass ich nicht so ein Ei-Fan bin. Denn wer den
Ei-Geschmack gern mag, findet dieses Ei sicher super. Traditionell werden sie mit einer
Soße aus Limette, Salz und Pfeffer gegessen.
Mein „Garten“ hingegen bereitet mir durchweg große
Freude, denn ich konnte nun schon dreimal ernten. Und lecker schmeckt das spinatartige
Gemüse auch noch. Mehr zu meinen Nahrungsexperimenten dann beim nächsten Mal ;-).
Es ist schon was größer als ein "normales Ei" |
Beginne das Ei auszupellen |
Wie man sieht ist die Struktur eine andere
Es ist nun mal ein Reptilei
|
Na dann mal los... |
Zeit für die erste Ernte |
Und so sieht sie aus, mhhh lecker war's |
Ausländer Leben:
Vegan und Sport
Durch eine deutsche Kollegin, die zuvor in Nepal
arbeitete und einfach eine tolle „Menschin“ mit viel Herz und Wärme ist, habe ich ein wenig mehr Zugang zu dem „Ausländerviertel“
(wie ich es immer nenne) bekommen. Wir beide hatten ganz spontan nach einer
Konferenz, an der wir beide teilgenommen haben, in ein Fitness Studio vor Ort
geschaut und uns herum führen lassen. Mich hat vor allem das Schwimmbecken
angesprochen. Denn so klassische öffentliche Schwimmbäder wie in Deutschland
gibt es hier nicht. Und was gibt es schöneres als im Schatten ein paar Runden
zu drehen? Sicher, viele der besseren Hotels haben Pools. Nur darin kann man
meist nur plantschen. Aber einfach nur hin und her schwimmen, so wie andere
stumpf auf dem Laufband rennen, das geht eben nur wenn man auch ein paar Meter
machen kann. Und so habe ich nun eine feste Abwechslung an 1-2 Abenden die
Woche neben meinem Khmer Unterricht, den ich noch tapfer wahrnehme.
Bisher war ich ein wenig scheu, was das Viertel angeht.
Sicher, ich hatte beim letzten Bericht erwähnt nur Khmer Leben wird schwierig
auf die Dauer. Andererseits kommt das Ausgehen im Viertel nach Art des
Ausländers oft einem ziemlichen Kulturschock gleich. Tagsüber mit den Armen
umgehen, für 2 US Dollar essen gehen und mit maximal limitierten Ressourcen jonglieren
und dann am Wochenende mal eben 30 US Dollar für ein Essen raushauen oder 25 US
Dollar für einen Eintritt, ist schon ein wenig verrückt. Viele Mitarbeiter der
verschiedensten Organisationen leben in großen Appartements mit Pool auf dem
Dach oder eigenen Einrichtungen im Haus. Das ist verständlich, denn sie
verbringen hier nur eine bestimmte limitierte Zeit, so wie ich und arbeiten oft
nicht direkt mit „Einheimischen“ zusammen oder eben welchen, die gebildet und
weitgehend normal situiert sind.
Die besagte Kollegin hat aber sichtlich ein Händchen
dafür die alternativere Szene Phnom Penhs kennen zu lernen, und so fand ich
mich nach gelungener Anmeldung im Fitness Center bei einem Wohltätigkeitstreffen
der „Animal Aid Cambodia“ in einem tollen Kino-chen wieder. Es gab
ein vegetarisches Büffet (Himmel, habe ich mich darüber gefreut), Katzen, die ich
streicheln konnte, Menschen, die nicht wegschauen, das Kino namens Flicks,
indem man wie in einem der besten Essener Programmkinos auf Liegestühlen
herumlungernd den Film genießen kann und einen Film, den ich sehr erhellend
fand. Dabei musste ich mal wieder feststellen, dass wir bezüglich Umwelt in
Deutschland wirklich ganz weit vorn sind. ECHT! Es kommt uns immer nicht so
vor, weil es natürlich alles noch besser geht und wir eben als Deutsche auch
gern ein wenig perfektionistisch sind. ABER glaubt mir, wir sind ganz vorn
dabei. Da kann sich manches entwickelte Land wirklich noch Einiges abschauen
(die USA erwähne ich hier mal nicht, sonst höre ich vermutlich nicht auf zu
schreiben und lande noch im CIA Keller).
Der Film „Cowspiracy“ führte jedoch dazu, dass meine
Kollegin beschloss eine Woche vegan leben zu wollen, nur um es mal
auszuprobieren. In Phnom Penh, jetzt ehrlich???? Also das nenne ich mal Leben
mit Hürden. Aber Sie hat es allen Ernstes bis dato sogar ganze zwei Wochen
durchgezogen. Ich kann nur sagen „RESPEKT“. Vor allem wenn ich meine Probleme
des vegetarischen Daseins in Kambodscha nochmal in Erinnerung bringen darf.
Philosophie über Ausländer
Als ich so meine Überlegungen tat warum ich mit dem
Ausländerviertel so fremdeln muss, wurden mir noch ganz andere Dinge bewusst. Ich gehöre durchaus auch zu den Leuten zu Hause in
Deutschland, die wiederholt darauf hinweisen, dass diese oder jene Mutter aus
der Türkei, Rumänien, Russland etc. endlich mal Deutsch sprechen können müsste.
Schließlich sei sie ja nun schon 10 Jahre hier bei uns. Auch Integration
beginnt damit, dass man versucht die Kultur des neuen Heimatlandes zu verstehen
und sich zu adaptieren. Aber wenn ich so durch das Ausländerviertel hier in Phnom
Penh schlendere, merke ich von dieser Adaptation nichts. Denn mitgebracht,
sicher auch orientiert am Tourismus, haben wir hier Irish Pups, Libanesischen
Grill, Deutsche Gutbürgerliche Küche, Diskotheken, KFC, Burger King,
Kaffeehäuser, Fitness Center, Cinemax Artige Großkinos, vegane Küche etc. Die
meisten Ausländer sprechen kein Khmer. Und in die Pagode geht sicher auch kaum
einer zum Beten. Klar, die Meisten bleiben auch nicht für den Rest ihres
Lebens, das hat die Kollegin zu Recht angemerkt. Ein Grund, sich nicht ganz
darauf einlassen zu können, da man ja wieder geht. Und ich kann nur zu gut
verstehen, warum man seine Croissants oder Bier und Wein nur ungern daheim
lassen möchte. Es fehlen mir hier auch eine Menge Dinge. Ich will das auch gar
nicht als gut oder schlecht oder richtig oder falsch bewerten. Es ist lediglich
eine für mich etwas überraschende Kontemplation gewesen, die ich gern mit Euch
teilen wollte. Denn selten betrachtet man sich in Anblick der ganzen Flüchtlingsdebatte
oder Einwanderungspolitik selber als Ausländer.
Leistungen
meiner Freunde, also von EUCH!
Meine Lieben, ich weiß es sehr sehr sehr sehr zu schätzen, dass Ihr mich unterstützt. Ich bin unendlich dankbar, dass ihr an mich denkt, mich aufbaut, tröstet und mir immer wieder schreibt wie sehr ihr meine Arbeit bewundert oder beeindruckend findet. Ohne diesen Zuspruch würde ich mich hier manchmal sehr einsam und traurig fühlen!
Aber ich möchte an dieser Stelle Eure Liebe auch einmal zurückgeben. Denn fast überraschend sind es zumeist Menschen, die selber jeden Tag Unglaubliches vollbringen. NEIN, nicht wegschauen, ich meine genau Dich! Ja, Du!
Es ist für mich kein Unterschied ob ich hier irgendwo durch den Dschungel krieche oder im Dschungel Deutschlands oder wo immer Ihr Euch befindet. Findet Ihr nicht? Doch!
Meine Lieben, ich weiß es sehr sehr sehr sehr zu schätzen, dass Ihr mich unterstützt. Ich bin unendlich dankbar, dass ihr an mich denkt, mich aufbaut, tröstet und mir immer wieder schreibt wie sehr ihr meine Arbeit bewundert oder beeindruckend findet. Ohne diesen Zuspruch würde ich mich hier manchmal sehr einsam und traurig fühlen!
Aber ich möchte an dieser Stelle Eure Liebe auch einmal zurückgeben. Denn fast überraschend sind es zumeist Menschen, die selber jeden Tag Unglaubliches vollbringen. NEIN, nicht wegschauen, ich meine genau Dich! Ja, Du!
Es ist für mich kein Unterschied ob ich hier irgendwo durch den Dschungel krieche oder im Dschungel Deutschlands oder wo immer Ihr Euch befindet. Findet Ihr nicht? Doch!
Warum ich das finde. Weil „Helfen ansteckt“, so lautete
mal ein Zeitungsartikel über mich. Ihr seid Vorbilder für andere, ihr denkt ihr
bewältigt nur Euren Alltag. Aber das stimmt so formuliert nicht. Es ist die
Art, wie Ihr ihn bewältigt. Ihr denkt es sind nur ganz kleine Dinge die Ihr
beitragt, aber es kommt nicht auf die Größe an; und überhaupt wer bestimmt denn
diese Größe? Ihr seid liebevoll, kümmert Euch, habt ein offenes Ohr. Jeder tut
auf seine Weise etwas ganz besonderes. Ich persönlich glaube an den „Schmetterlings
Effekt“, dass jeder Flügelschlag eine langfristige Folge hat.
Und genau das tut jeder von Euch. Jede vermeintlich kleine
gute Tat hat eine langfristige gute Folge.
Ihr seid besondere Menschen, mit besonders liebevollen
Herzen, Ihr seid eine Bereicherung für Eure Umgebung und ich habe Euch ganz
besonders doll lieb, sonst würde ich das hier nicht schreiben.
Macht weiter mit Euren guten Taten! Und danke, dass Ihr
mit Euren Gedanken, Wünschen und Herzen bei mir seid!
Danke, dass es Euch gibt! |
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