Leben in Cambodia
HAPPY KHMER NEW YEAR
Gemäß dem Mondkalender und buddhistischen Jahreszählung
begehen wir ab heute dem 14.04. das Jahr 2561 und sind wie die Chinesen im Jahr
des Hahnes angekommen.
Da die Mehrheit von Euch zur selben Zeit dieses Jahr das
Osterfest begeht, ist das sicherlich verwirrend. Wenn man sich länger mit
Religionen und Bräuchen beschäftigt, stellt man jedoch fest, dass wir Menschen
immer auf das Gute von außen hoffen. Dass Barmherzigkeit und Nächstenliebe jedoch
neben all den schlechten Eigenschaften von uns Menschen eine der besonderen Gaben
ist die wir alle tief drinnen besitzen (können), vergessen wir manchmal.
Ich weiß nicht, wie viele von Euch dieses Vergnügen schon
hatten, aber es macht auf keinen Fall Spaß einen Virus bei 35 °C zu züchten.
So lag ich denn letztes Wochenende flach. Zunächst hatte
ich es für eine kleine Magenverstimmung gehalten, wenige Stunden später
gesellten sich Schnupfen, Husten und Durchfall dazu. Und dass man bei den o.g.
Temperaturen so frieren kann, dass man mit Socken im Bett liegen muss, das
hätte ich wohl auch nicht gedacht. Komischer Virus! Aber ich will nicht klagen,
nach zwei Tagen fühlte ich mich besser und konnte angemessen wieder zur Arbeit
schreiten. Ich entschuldige mich hiermit also für die späten „Nachrichten“.
Essen
Was mich unweigerlich zu Thema Essen bringt. Also wie ein
Europäer in Kamboscha mit „nur“ Kambodschanischem Essen leben kann, ist mir ein
Rätsel. Mir hing die Eintönigkeit bereits nach 6 Wochen so dolle zum Hals raus,
dass ich einen Hilferuf an ausländische Kollegen vor Ort mailen musste, mit der
Frage wo ich indische Gewürze her bekommen könnte. Mein Alltagsessen besteht
wie schon berichtet aus großen Mengen Reis. Das ist ja auch okay. Aber warum
man ständig und immer einen dünne Suppe, mal sauer, mal weniger sauer, mit
Fisch oder Fleisch, mit labbrigen grünen Blättern und gaaaanz viel Wasser dazu
nimmt? Omelette mit und ohne Fisch, aber immer mit Sojageschmack und nicht zu
vergessen Gemüse mit sehr sehr viel Seasoning (besser bekannt als Glutamat)
gehören auch dazu. Alternativ möglichst ganz stark getrockneten Fisch, der wird
aufgespannt und dann ganz lange Sonnen- oder auf dem Grill getrocknet. Oder der
ganze Fisch aus der Fritteuse mit allem drin was an so einem Fisch eben dran
ist. Gut, ein wenig liegt es ja auch an mir, schließlich könnte ich ja auch
Sonnen getrocknete Muscheln essen (ja, ich habe eine Hepatitis A Impfung!) oder
lecker eingelegte Wasserschnecken, Hühnchen kleingehackt, damit man möglichst
viele Knochenstückchen zum Abknabbern hat oder Frosch gehäckselt. Aber
irgendwie sprechen mich diese Dinge nicht so richtig an (mal ganz abgesehen von
meinem bevorzugt vegetarischem Leben). Und wenn man die Vielfalt von möglichen
Gewürzen dieser Erde kennt, bin ich vielleicht auch ein wenig verwöhnt. Ich
gebe es zu!
Als ich also Nachricht bekam von einem Indischen Geschäft
im Ausländerviertel eilte ich umgehend dort hin um die 15 Gewürze
Basisausstattung „Indien“ zu erwerben. Der Verkäufer, ein wie immer möglichst
unfreundlich drein blickender Inder ohne den geringsten Wunsch etwas verkaufen
zu wollen (ich glaub der Gesichtsausdruck gehört zur Grundausbildung für
indische Verkäufer) zeigte dennoch ein leichtes Erstaunen ob meines Einkaufs. Und
ich bin seitdem deutlich entspannter, denn nun kann ich mein Essen nach
Belieben zu Hause würzen und verarbeiten. Jubel!!!!
Als Notfallnahrung besitze ich nun auch eine Packung
Spagetti und passierte Tomaten im Glas dank des japanischen Kaufhauses, welches
auch europäische Produkte verkauft. Zu Käse ab 5 US Dollar aufwärts und Wein ab
12 US Dollar aufwärts habe ich mich in Anbetracht des Klimas noch nicht
durchringen können. Andererseits wurde ich nach meinem Hilferuf von deutschen
und indischen Kollegen mehrfach zum Essen am Abend ausgeführt. Das ist in der
Tat nicht so einfach, denn es wird bereits um 17:30 Uhr schlagartig dunkel und
ich fahre um diese Zeit nur ungern lange Strecken durch die Stadt. Dies hat
gleich mehrere Gründe: 1. es ist an vielen Stellen so dunkel, dass man die
tiefen Löcher in der Straße manchmal zu spät bemerkt; 2. fahren die Rowdy
Jugendlichen in einer affenartigen Geschwindigkeit mit ihrem Motorbikes durch
die Stadt. 3. es empfiehlt sich lieber einem bekannten Tuk Tuk Fahrer zu
vertrauen, weil man sonst evtl. nicht dort ankommt wo man hin will und sich
ausgeraubt in einer Ecke wiederfindet.
Nichts desto trotz habe ich dadurch immerhin schon ein
tolles Libanesisches Restaurant kennen gelernt, der Hummus und die Fladen waren
sehr gut und den Wein konnte man auch gut trinken.
Wer passionierter Weißwein Trinker ist, mag dennoch ein
wenig traurig sein wenn Eiswürfel den Wein im Geschmack schmälern ;-), geht
aber bei der Hitze nicht anders.
Jetzt warte ich sehnsüchtig darauf, dass meine Pflanzen
auf dem Balkon ihre erhoffte Größe von 15-25 cm Wuchshöhe erreichen, dann kann
ich diese dünsten und habe so etwas wie Spinat. Lange wird es nicht mehr
dauern, ich denke zu Ostern ist es soweit.
Meine ganze Hoffnung, zwei Kästen voller grün |
Essen und Ausflug
Ein kulinarischer Höhepunkt war ein Ausflug mit meinen
Kolleginnen von der Klinik. Die Mädels wollten mir unbedingt mal die schönen
Seiten Phnom Penhs näher bringen und haben mich also ins Auto geladen. Nach 1 ½
Stunden Fahrt hatten wir es gerade mal bis vor die Tore von Phnom Penh
geschafft. Da eine der Lieblingsbeschäftigungen der Kambodschaner ja
bekanntlich Essen ist (ich hatte von der Häufigkeit berichtet) machten wir also
erstmal ein Picknick. Dazu schlenderten wir über den Markt der zu diesem
Picknick Platz gehört und kauften gefühlt 40 Speisen ein. In Wirklichkeit waren
es vermutlich nur 10, aber interessant war es allemal. Es gab so ziemlich alles
von A wie Apfelsinen bis Z wie zerlegtes Fleisch. Vieles liebevoll daheim zubereitet
und zum Verkauf abgerichtet. An diesem Tag aß ich also vermutlich 18
Wachteleier (oder eine ähnliche Vogelgattung, ich konnte das nur am Ei festmachen)
und endlos viel Jackfruit (von dieser kann ich jedoch nie genug haben). Aber
auch die anderen Dinge waren sehr lecker. Wenn man alles eingekauft hat was man
essen will, zieht man sich in Stelzenhäuser zurück. Hier nimmt man auf
ausgelegten Matten Platz, isst und klönt und endet ggf. in einer der herumbaumelden
Hängematten. Unten angefügt ein paar Bilder von uns und dem Essen.
Danach fuhren wir wieder zurück zur Stadt. Und da wir ca.
1 ½ Stunden nicht gegessen hatten, ging es am Hafen erstmal in einen „Frozen
Yogurt“ Shop. Dort gibt es lecker Joghurteis, was man mit allerlei
Schnickschnack dekorieren kann. Hiernach wartete dann eine kleine Bootstour auf
dem Mekong auf uns, so dass ich mal die andere Stadtseite zu Gesicht bekam.
Natürlich nahmen wir die Reste vom Picknick mit, hätte ja sein können, dass wir
in der nächsten Stunde Hunger bekommen.
Auf der anderen Uferseite konnte man sehr deutlich die Unterschieden
zwischen Arm und Reich sehen, falls sie einem in der Stadt noch nicht
aufgefallen waren.
Ich bleibe dabei, wir leben in einer merkwürdigen Welt
und sind alle ein Teil davon!
Nach dem tollen Bootsausflug musste es dann noch ein Abstecher in den sog. Mekong Tower sein, wo man oben im 27. Stock von einer Bar aus auf die Stadt schauen kann. Ist schon beeindruckend, aber auch ein wenig surreal. Wer gerne asiatische Ausländer treffen will (z.B. Japaner, Koreaner oder Malaien), der ist hier genau richtig. Die nötigen Getränke sich das Publikum schön zu trinken, sind in jedem Fall vorhanden.
Nach dem tollen Bootsausflug musste es dann noch ein Abstecher in den sog. Mekong Tower sein, wo man oben im 27. Stock von einer Bar aus auf die Stadt schauen kann. Ist schon beeindruckend, aber auch ein wenig surreal. Wer gerne asiatische Ausländer treffen will (z.B. Japaner, Koreaner oder Malaien), der ist hier genau richtig. Die nötigen Getränke sich das Publikum schön zu trinken, sind in jedem Fall vorhanden.
zu beachten der Sack Jackfruit rechts oben |
leider gehören Selfies zum Alltag
hier auf dem Markt
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schönes Picknick
im Hintergrund die Hängematte
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Riverside, seien wir ehrlich
Romantik sieht ein wenig anders aus
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Wachteleier, Jackfruit und Lotussamen
gekocht und roh
ständig pellt oder schält man etwas
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unverkennbar Armut |
direkt daneben die schwimmende Bar
für "Reiche"
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Insel im Mekong, auch hier Armut neben |
Reichtum, diesmal ein
chinesischer Investor. Kein Sorge,
die Insel ist weitgehend verkauft.
Die Hütten kommen sicher bald weg.
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Skyline.
Eine Frage der Zeit, bis diese Stadt komplett
zugepflastert ist mit Hochhäusern.
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